Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

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Das kleine Glück

Die Globalisierung, Armut, Terror, wachsende Ängste und gleichzeitig eine schwindende Bedeutung von Heimat, Religion oder Kultur. Tausende Meinungen, Chaos, das Für und Wider der Politik. Die allgemeine Folgelosigkeit der Überzeugungen. Das kann auch erschöpfen. Viele junge Leute fragen sich also was tun und leiten neuartige Immigrationsbewegungen ein. Neue Trends sind Wandern, virtuelle Freundeskreise, Abschalten und Abschotten, oder eben die Tür hinter der eigenen Welt zumachen.

Diese Meldung deutet vielleicht die schleichende baldige Entpolitisierung einer ganzen Generation an: „Kleingärten werden trendig“ „Besonders bei jungen Leuten sind die Lauben zunehmend gefragt“, sagte die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde. Die Gegenbewegung zur Globalisierung wird so beschrieben: „Man sucht wieder das kleine Glück vor der Haustür.“ Die Verlegung des spirituellen Zentrums in das eigene Ich und die Verlegung des sozialen Zentrums hinter die eigene Tür gehört dabei zusammen.

Junge Urbane entdecken jedenfalls den Kleingarten als einen Ort der Ruhe, Gelassenheit und Kreativität, sagte die Geschäftsführerin. Studien in der Region Bremen und Berlin hätten ergeben, dass sich das Durchschnittsalter in den Kleingartenvereinen innerhalb von nur fünf Jahren um 10 auf 46 Jahre verjüngt habe. Die Geschäftsführerin führt dies unter anderem auf einen Wertewandel in der Gesellschaft zurück. «Familie, das Zuhause und Freunde stehen wieder höher im Kurs als noch vor Jahren», sagte sie. Der Garten sei zudem beliebig oft erreichbar und eine Alternative zu teuren Ferienreisen. Wo könnte man die „Welt“ besser vergessen oder durch eine Eigene ersetzen?

Allerdings braucht man auch für die kleine Welt zunächst einmal ein Einkommen. Nur im Osten stehen Parzellen wegen der Abwanderung leer. Im Westen ist eigener Grund und Boden, so bescheiden die Landnahme auch sein mag, ein Privileg: „Die Parzellen liegen zumeist in mittleren und große Städten, da sind Grund und Boden heute einfach zu teuer“, sagte sie. Deshalb gebe es in einigen Regionen wieder Wartelisten. «Die könnten in den kommenden Jahren länger werden.