Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Deutsche Muslime

Außenseiter, Einzelgänger, Verwirrte? – Die deutschen Muslime sind in der Öffentlichkeit immer wieder präsent, wenn auch oft genug unter der Rubrik „Kurioses“. Am Pfingstmontag hatte die IZ 16 deutsche Muslime eingeladen, um etwas mehr über Leben und Erfahrungen der deutschen Muslime zu erfahren. In der direkten Begegnung korrigiert sich das „öffentliche“ Bild der deutschen Muslime schnell: alle Gäste verkörpern nicht nur Lebenserfahrung und Gelehrsamkeit, sondern auch eine positive Haltung zum Lebensmittelpunkt in Deutschland. Ganz nebenbei wird die Huntingtonsche These des angeblich bevorstehenden „Kampfes der Kulturen“ durch die anwesenden deutschen Muslime und Musliminnen ad absurdum geführt.

Fakt ist, dass die islamische Gemeinde in Deutschland, von Ahmad von Denffer über die Deutsche Muslim-Liga bis hin zum Ehepaar Grimm aus Hamburg verkörpert, eine lange, anerkannte Tradition des Islam in Deutschland darstellt. Jeder deutsche Muslim ein Schicksal. Muhammad Hobohm hat bereits in den dreißiger Jahren die Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis, gesagt und legt wenig wert auf das Attribut „deutsch“. „Ich bin schlicht ein Muslim“ sagt der ehemalige Diplomat und fügt schmunzelnd hinzu: „jung geblieben, aber mit einer immer länger werdenden Vergangenheit“.

Die „deutschen“ Muslime, nicht nur die Älteren unter uns, legen mehr Wert auf deutsche Sprachkenntnisse und eine positive Haltung zum gewählten Lebensmittelpunkt als etwa auf Abstammung. Wer hier geboren ist und Deutsch spricht, gehört dazu, egal ob die Mutter in Anatolien oder der Vater einst in Syrien lebte.

Natürlich wächst den deutschen Muslimen naturgemäß eine besondere Vermittlerrolle zwischen nichtmuslimischen Deutschen und Muslimen zu. Gerade die deutschen Muslime erspüren auch die wachsenden Spannungen in der Gesellschaft und die Vorurteile, der Islam sei „fremd“. Daraus entsteht auch eine besondere Verantwortung. Dr. Murad Hofmann beispielsweise ist aus dem diplomatischen Dienst zwar längst ausgeschieden, aber doch als ehrenamtlicher Diplomat der muslimischen Gemeinde unermüdlich unterwegs. Vortragsreisen, Bücher und Auftritte im Fernsehen gehören noch immer zum Unruhestand dazu und verdeutlichen gleichzeitig dem Publikum, dass der Islam längst keine „Ausländerreligion“ mehr ist.