Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Die Kunst, ein gesegnetes Leben zu führen

„Die Kunst, ein gesegnetes Leben zu führen“ – diesen Titel hat eine Khutba des Imams in Granada, Schaikh Muhammad Kasbi. Sie handelt über die positive Essenz des muslimischen Lebens: das Glück. Kein unwichtiger Gedanke, wo doch der Islam in Europa immer öfter mit sinnlosem Terrrorismus oder leerer Gewalt in Verbindung gebracht wird. Der Text:

Alles Lob gebürt Allah. Gläubige! Furcht vor Allah ist der beste Pfad für den Reisenden, der erfolgreich an sein Ziel gelangen will. Ihr müsst wissen, dass Allah den Menschen erschaffen hat und ihn durch seinen Verstand verschieden gemacht hat, und ihm die Verantwortung für die Rechenschaft seiner Taten auferlegt hat. Er zeigte ihm deutlich den richtigen und die falschen Wege. Alles, was auf der Erde geht, hat Sehnsüchte und bemüht sich, Glück zu erstreben. Alles sucht Wege, sein eigenes Wohlergehen und Segen im Leben zu erreichen. Ohne Zweifel gibt es unterschiedliche Formen, bei dieser Zufriedenheit und Güte anzulangen.

Allah hat alles im Universum Existierende der Herrschaft des Menschens unterworfen und diesem alles zur Verfügung gestellt, um Glück in dieser Welt und in der nächsten zu erlangen. Er hat diese Zufriedenheit unter zwei Bedingungen möglich gemacht. Diese sind ein wahrer und aufrichtiger Iman [die innere Glaubenslandschaft des Muslim, Vertrauen auf Allah] und richtige Handlungen. Dazu sagt Allah, der Gepriesene und Erhabene, in der Sura An-Nahl:

„Wer das Rechte tut und Vertrauen in Allah besitzt, sei es Mann oder Frau, dem werden Wir ein gutes Leben geben. Und Wir werden ihn nach seinen besten Werken belohnen.“

Dieser qur’anische Vers enthält eine Empfehlung an alle Gläubigen, sich selbst zu stärken und bei den richtigen Taten miteinander zu konkurrieren. Die gegebenen Bedingungen sind zweierlei: Iman und richtige Handlungen. Die Belohnung ist zweierlei – ein gutes Leben in dieser Existenz und nicht endendes Glück ohne Grenzen in der nächsten. Aus diesem Grund kennt der Gläubige weder Faulheit noch Müdigkeit. Seine Werke sind anhaltend und konstant. Er muss sich daran erinnern, dass Sein Herr, der Gepriesene und Erhabene, darauf hingewiesen hat, dass es dabei keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt. Das „gute Leben“ besteht demnach in der Freude an einer Versorgung, die rechtmäßig und halal ist.

Es liegt Erfolg im Gehorsam. Dann gibt es auch Befriedigung und Genügsamkeit mit allem, was euch in Übereinstimmung mit dem von Allah bestimmten Schicksal gegeben wurde. Gleichermaßen liegt darin Glück und Dankbarkeit mit dem, was von Allah gegeben wurde, während Ihr nicht von der Schöpfung abhängig seid. Auf diese Weise führt der Gläubige ein glückliches Leben und darin liegt sein Zustand. Wenn er reich ist, ist die Sache klar. Wenn er arm ist, ist sein Leben dann gut, wenn er zufrieden ist mit dem, was er besitzt und er vertraut gleichermaßen darauf, dass seine Belohnung im nächsten Leben immens sein wird. Er ist wie der Fastende, der seinen Fastentag mit der Aussicht begeht, dass er sich angesichts der kommenden Nacht auf seine Belohnung freuen kann. Zufriedenheit mit der Versorgung (Rizq) ist ein von Allah gegebener Schatz, der niemals versiegen kann. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte:

„Derjenige, der Erfolg hat und triumphiert ist derjenige, der den Islam angenommen hat, dem ausreichende Versorgung gegeben wurde und der zufrieden ist mit dem, was er bekommen hat.“ (Hadith Muslim)

Ohne Zweifel ist derjenige, der die Wahrheit bedeckt, das Gegenteil: Wenn er arm ist, erfreut er sich offenkundig nicht daran. Sollte er reich sein, ist er nicht frei von Gier nach weiterem Reichtum und weiterem Wohlergehen, noch ist er frei von der Furcht vor dessen Verlust und vor dem Tod. All dies behindert ihn an einem angenehmen und glücklichen Leben.

Wenn wir diesen Vers wieder betrachten, sehen wir, dass als erstes die richtigen Handlungen erwähnt werden. Ohne Handlungen, ohne Arbeit können wir nicht auf etwas Gutes hoffen. Erfolg wird durch Handlungen bestimmt, in Fragen des Islam wie in weltlichen Angelegenheiten. Der Gesandte Allahs hat Allah gebeten, ihn vor Unfähigkeit, Unvermögen und Faulheit zu bewahren und er hat gute Handlungen empfohlen. Er sagte: „Allah liebt den Sklaven, der Handel treibt.“ (Hadith At-Tabarani)

Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, zeigte, dass diejenigen, die falsche Hoffnungen hegten und Handlungen nichts unternehmen würden, Zeichen von Entfremdung und Unfähigkeit an den Tag legten: „Unfähigkeit ist das, was die Leidenschaften und Illusionen des Selbst und derer, die hoffen, dass Allah ihre Illusionen erfüllt, ermöglicht.“ Dies ist Teil eines langes Hadithes, welches von Schaddal ibn Anas überliefert wurde und in den Sammlungen von At-Tirmidhi und Ibn Madschah erwähnt wird. Nichtsdestotrotz ist die Handlung, wenn sie keine richtige Handlung ist, noch keine Garantie für Erfolg.

Jede Handlung, die ein Mensch vollziehen will, sei sie eine Handlung der Anbetung oder auch nicht, muss nach den Regeln der Schari’a beurteilt werden. Wenn sie annehmbar ist, dann kann sie durchgeführt werden. Wenn nicht, dann wird sie beiseitegelassen. Viele Handlungen dienen allein der Befriedigung der Nafs [menschliche Triebseele] und von Schaitan, den verfluchten und gesteinigten, und doch erscheinen sie als gut. Der Mensch überzeugt sich selbst davon, dass sie Handlungen der Anbetung und gute Werke seien. Die Leute haben den Übeln dieser Zeit neue Namen und attraktive Beschreibungen verliehen, aber den Namen von etwas zu verändern heißt nicht, dass sie nicht halal oder haram seien. So werden zum Beispiel Alkoholika und berauschende Getränke als „Spirituosen“, im Spanischen als „spirituelle Getränke“, bezeichnet und wucherische Transaktionen im Englischen als „Interest“ beschönigt. Dubiose und verbotene Beziehungen [zwischen den Geschlechtern] werden heute unter „Freiheit“ subsumiert usw.

Die Handelnden müssen Gläubige sein und Gewissheit haben in der Belohnung Allahs, die Er denen versprochen hat, die Ihm gehorchen. Gleichermaßen hat er jenen Strafen angekündigt, die Seinen Geboten nicht folgen. Auf diese Art und Weise sind Handlungen annehmbar. Die guten Handlungen desjenigen, der nicht glaubt, sind wertlos und erzielen weder einen Nutzen, noch schützen sie vor Strafe. Allah sagt in der Sura Al-Furqan:

„Und Wir werden uns ihren (angeblichen) guten Werken widmen und werden sie in zerstreuten Staub verwandeln.“

Sobald der Gläubige korrekt handelt, garantiert ihm Allah ein glückliches Leben. Für diejenigen, denen Allah, der Erhabene und Gepriesene, Leben gibt, ist es das Gegenteil des Todes. Echtes Leben ist das Leben des Herzens. Wenn das Herz stirbt, hat der Körper keinen Nutzen mehr. Wer seinen Herrn vergisst, ist bereits tot. Unser Prophet wies mit den folgenden Worten darauf hin:

„Das Gleichnis für derer, die sich an ihren Herren erinnern, und denjenigen, die Ihn vergessen, ist wie zwischen den Toten und den Lebenden.“ (Imam Al-Bukhari)

Heutzutage beklagen sich nicht wenige Leute über ihre Existenz und sagen, dass diese nur aus Leiden und Rückschlägen bestünde. Sie blicken sich auf diese Weise um und ermöglichen es so für sich, in Frustration und Pessimismus zu verharren. Sie verlieren das Vertrauen in sich selbst und in andere. Am Ende ist dies die Folge eines Mangels an Vertrauen in Allah und die Folge ist Distanz zu Allah, das heißt die Trennung des eigenen Selbst von Allah, die Abwendung von Ihm. Allah hat uns einen Schutz davor gegeben, in diese Zustand der Verfallenheit zu geraten und gleichzeitig eine Heilung versprochen, durch die wir geheilt werden. Er hat die Tür der Hoffnung und des Vertrauens offen gelassen. Allah, der Erhabene, sagt in der Sura Al-Mariam:

„Diejenigen, die Iman haben und die richtig handeln, denen wird der Erbarmer Liebe erweisen.“

Dies geschieht ohne einen Aufwand oder eine Handlung. Jedes Mal, wenn der Sklave sein Herz vor seinem Herren präsentiert – die Herzen der Leute des Iman stehen vor Ihm –, gewährt Er Seine Zuneigung und Gnade. Der Prophet, möge Allah ihn segen und ihm Frieden geben, sagte:

„Wenn Allah einen Sklaven liebt, ruft Er Dschibril [den Engel Gabriel], Friede sei auf ihm, und sagt: ‘Ich liebe den und den, mache ihn geliebt.’ Also stößt Dschibril einen Ruf von den Himmeln aus und die Liebe für den Sklaven steigt auf die Menschen herab. Wenn Allah verärgert mit einem Seiner Sklaven ist, ruft er Dschibril und sagt ihm: ‘Ich bin verärgert mit diesem und jenem.’ Also ruft er von den Himmeln und die Verärgerung macht sich auf der Erde über diesen Sklaven breit.“ (Zu finden bei Al-Bukhari und Muslim)

Möge Allah Seinen Sklaven, den Gesandten Muhammad, seine Familie und die edlen Gefährten und all jene segnen, die ihm bis zum Jüngsten Tag in Aufrichtigkeit folgen.