Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Kirche im Dorf lassen

Zeitgemäß ist das Konkordat tatsächlich nicht mehr, zumal wenn auch die christlichen Kirchen gerne gegenüber dem Islam die Errungenschaften der Aufklärung und damit der Trennung von Staat und Kirche als Pluspunkt der dann christlich-abendländischen Kultur anführen. In Deutschland werden nicht nur vom Staat die Beiträge an die Kirchen als Steuern eingezogen, mit dem Konkordat ließ man einen nicht unerheblichen Einfluss der Kirchen vor allem auf das Schulwesen zu, während gleichzeitig der Staat zusicherte, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Kirche einzumischen. (Florian Rötzer, TP vom 26.8.2008)

In Bayern ist eine heftige Diskussion über das Verhältnis von Staat und Kirche losgelöst worden. Nach Ansicht der Grünen im Lande müssen schon aus Gerechtigkeitsgründen andere Religionen künftig besser gestellt werden. Sepp Dürr, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag, erklärte zur Debatte: „Ministerpräsident Beckstein und die CSU-Generalin Haderthauer sollen doch bitte die Kirche im Dorf lassen. In einer globalisierten Welt müssen wir uns einfach fragen, wie wir das Verhältnis von Staat und Kirche in Zukunft gestalten wollen.

Immer mehr Menschen gehören keiner Religionsgemeinschaft mehr an oder haben einen anderen Glauben. Deshalb ist es nur folgerichtig zu fragen, warum die beiden großen christlichen Kirchen in Bayern fast 80 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt bekommen, um ihr Personal zu finanzieren.”

Das Bundesland Bayern, dass auf wirtschaftlicher Ebene wie kein anderes Bundesland von der islamischen Welt profitiert, unterstützt die Muslime im Lande bisher nur mit sehr kleinen Summen. Inzwischen gibt es sogar Stimmen in der Kirche selbst, die die starke Abhängigkeit zwischen Kirche und Staat in Bayern bemängeln und so eine zu starke Abhängigkeit von Staat und Parteipolitik befürchten.

Wenig halten die Grünen auch von religiös angehauchter Wahlkampfrhetorik. So kritisisieren sie den „Höllen-Wahlkampf“ von CSU-Parteichef Huber, der die drohende Wahlniederlage der CSU mit Warnungen vor der Hölle aufzuhalten versuchte: “Da zeigt sich, dass die CSU, die angebliche Gralshüterin des christlichen Bayern, die Religion wirklich nur noch als Kampfinstrument missbraucht.“ Schon vor dem Wahlkampf hatten die bayrischen Konservativen versucht, mit einer “christlichen” Politik und mit einem lautstarken Standpunkt gegen die EU-Mitgliedschaft der Türkei ein neues konservatives Profil zu stiften.