Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Rechts

In ganz Europa legen die Rechtspopulisten und Rechtsextremen zu, und in ganz Europa erweisen sich die klassischen politischen Eliten als hilflos. Angesichts dieser bedenklichen Entwicklung wäre es von muslimischer Seite nun angebracht, öffentliche Demonstrationen und Lichterketten der Konservativen einzufordern. Natürlich wissen wir dabei schon, dass die geistige Entfernung Muslim-Terrorist im Prinzip genauso groß ist wie die Entfernung zwischen einem CSU-ler und einem Rechtsradikalen. Aber trotzdem, sicher ist sicher. Böse wäre übrigens auch, die Schnittmenge „Konservativimus“ genauso oberflächlich zu gestalten, wie die Schnittmenge „Islamismus“. „Islamisten“ sind Bin Laden und IGMG-Funktionäre – Konservative sind „Nazis“ und CSU-ler.

Oft genug wird natürlich auch verschwiegen, dass die eigentlichen Opfer des rechten Mobs – nach der lautlosen Abschaffung des Begriffes „Ausländerfeindlichkeit“ – im Lande immer wieder Muslime sind. Ich habe noch die weinende türkische Familie vor Augen, die in den späten 90er Jahren versucht hat, in Rudolstadt einen Döner-Imbiss zu betreiben. Im „Spiegel“-Interview beschreibt der Schriftsteller Robert Menasse treffend die neu-alten Umtriebe in der deutschen Provinz:

„Auch hinter dem sogenannten Kulturkampf mit dem Islam steckt maßlose Feigheit – und Eifersucht. Die Kulturkämpfer bei uns sind nicht zuletzt deshalb so aggressiv, weil sie bei sich „daheim“ gerne selbst diese autoritäre Macht hätten, wie sie die Mullahs bei sich zu Hause haben. Man kann aber ein Problem nicht aus der Welt schaffen, indem man die Heimat zu säubern versucht und „die anderen“ aus dem Land weist. Auch die Sehnsucht nach einer Rückkehr zum geheiligten und geschützten Eigenen, also zum Nationalen, ist nichts anderes als ein Symptom von Provinzialismus.“

Fakt ist, dass der Islam einer der entschiedensten Gegner der Rechten ist. Trotz der traurigen Bändelei des islamischen Modernismus mit dem Nationalismus ist den gebildeten Muslimen nach wie vor klar, dass jeder Nationalismus begriffsnotwendig ein Rassismus sein muss. Rassismus wiederum ist eine absolut islamfeindliche Doktrin. Jeder, der einmal in Mekka war, einem wahrlich globalen Ort, ist von der existenziellen Erfahrung geprägt, dass vor dem Schöpfer jeder Mensch absolut gleichwertig ist.

Eine andere Sache ist die Tendenz, dass der Staat, der gegen Staatsfeinde ins Feld zieht, selbst Gefahr läuft, auf Dauer „faschistoide“ Methodik zu kopieren. Die Sorgen darüber wachsen zu Recht. In seiner Rede zum „BigBrother-Award“ erinnert der bekannte Rechtsanwalt Gössner an solche Einbruchstellen:

„Was ist nun so problematisch an einem gemeinsamen Datenpool? Eine solche Vernetzung bedeutet letztlich die Aufhebung des verfassungsmäßigen Gebots der Trennung von Polizei und Geheimdiensten – immerhin einer historisch bedeutsamen Konsequenz aus den bitteren Erfahrungen mit der Gestapo der Nazizeit, die sowohl geheimdienstlich als auch exekutiv-vollziehend tätig war. Mit dem Trennungsgebot, das sich aus dem Rechtsstaatsprinzip des Grundgesetzes ableitet und nach überwiegender Ansicht Verfassungsrang hat, sollte in Westdeutschland eine unkontrollierbare und damit undemokratische Machtkonzentration der Sicherheitsapparate und eine neue politische Geheimpolizei verhindert werden.“