Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Reinigung

„Was ist der Rassismus letztendlich? Zunächst ein Mittel, um in diesen Bereich des Lebens, den die Macht in Beschlag genommen hat, eine Zäsur einzuführen: die Zäsur zwischen dem, was leben soll, und dem, was sterben muß.“ Michel Foucault

Ich erinnere mich an Melilla ganz gut. Ich besuchte vor Jahren dort einen großen Dhikr, und schon damals sind mir die Grenzanlagen aufgefallen. Sie beschreiben keinen Kampf der Kulturen, wohl aber die Kluft zwischen Reich und Arm. Die Menschen, die sich über die Zäune stürzen, haben nichts mehr. Im Dhikr ist der Muslim ein Mensch, ein „Armer“, der nichts mehr hat außer Allah – im Gegensatz zum modernen Homo Sacer, der so arm ist, dass er nichts mehr hat außer seinem Körper. Den geistigen Weg des Sufismus beschreibt der folgende Gesang aus dem berühmten Diwan von Schaikh Muhammad Ibn Al-Habib, der überall in Marokko gesungen wird:

Wenn Du wünschst, gereinigt zu werden von Schirk und der Behauptung, dass du wärst, und zu trinken vom Nektar der Zusammenkunft, bis dein Durst gänzlich gelöscht,

Hüll Dich ein in den Mantel der Geduld, und leg den Turban der Tauba an; dann brauchst du noch das Hemd des Zuhd, zu erschöpfen in ihm jede Art des Vermögens.

Unverzichtbar ist das Sandalenpaar, genannt Furcht und Hoffnung, und der Gehstock der Gewissheit, und als Proviant die Taqwa.

Leg dem Pferd der Himma das Zaumzeug des Wissens an und schütze dich durch Gefährten, die dich vor jedem Übel hüten.

Streng dich an und eile voran auf deinem Weg! Mach nicht Halt und bleib nicht stehen, grübelnd über das Seiende – denn dies würde nur verblenden, was das sichere Ziel denn sei.

Denke vielmehr über Ihsan nach und läutere deinen Dank zu Ihm;

Steh´auf kurz vor der Morgendämmerung, sei demütig und übergeb deine Klagen Ihm.

Segne den Pol des Seins und seine Leut` mit einem Segenswunsch, der unser Geheimnis ausschickt und es allen bekannt macht.