Blickt man von den Bergen um Sarajevo auf die bosnische Metropole, dann erkennt man schnell den Ablauf der jüngeren Geschichte der Stadt. Die osmanische Altstadt, die österreichisch-ungarische Kaiserzeit, der Kommunismus sind als geschichtliche Manifestationen mit ihren jeweiligen Baudenkmälern wie auf einer Schnur in dem Tal aufgereiht. Das Olympiastadion und davor die Mahnung der frischen Gräberfelder machen ebenfalls einen starken und nachhaltigen Eindruck auf jeden Besucher. Um den Islam in Europa zu verstehen, ist ein Besuch der schönen Stadt und natürlich auch das Studium der islamischen Architektur absolut notwendig.
Am Sonntag besuchen wir die neue Moschee der bosnischen Gemeinde in Köln und wiederum bin ich an meine Besuche in Sarajevo erinnert. Wer hätte gedacht, dass eines Tages im Rheinland bosnische Muslime einen Ort der Erinnerung und des sozialen Lebens stiften?. Hier sieht man nicht nur das Schicksal wirken, sondern auch das alte Modell „bosnischer Lebenskunst“, wenn auch in neuer Umgebung. Dieses neue Zuhause ist auch, so spürt man schnell, für jeden Gast und Besucher offen.
Hinter den Mauern eines ehemaligen Fabrikgebäudes hat die kleine Gemeinde eine schmucke Moschee eingerichtet. In anderen Gebäuden spielt man Schach, trinkt bosnischen Kaffee , feiert und trauert gemeinsam oder erahnt im gemeinsamen Unterricht die Tiefen islamischen Denkens. Die Anlage wirkt nicht etwa wie ein Fremdkörper, ist vielmehr eine Bereicherung und zeigt sich im Ganzen als bosnisch-maßvoll, europäisch und sympathisch zugleich. Ein Besuch der bosnischen Studentengemeinde zeigt, dass die bosnische Intelligenz die alte Heimat nicht vergessen hat, aber auch in Köln angekommen ist.
