Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Terrorismus und die historische Angemessenheit

Zu erstaunlichen Resozialisierungsmaßnahmen ist Europa immer dann bereit, wenn es ums Geld geht. Erstaunlich, wie in diesen Tagen beispielsweise der lybische Diktator vom Terrorismus freigesprochen wurde. Die Theorie die zum Freispruch führt ist so einfach wie unbefragbar: „Der Mann führt für uns die Martktwirtschaft ein, also wird auch sicher die Demokratie folgen“. Der Vorteil der aktuellen Politik der Trennung von Humanität und Geschäft macht sich dabei praktischerweise schon heute bezahlt.

Die heutige NZZ am Sonntag kommentiert dies so:

«Politik sollte die Frage mitbedenken, was historisch angemessen und moralisch vertretbar ist. Sie kann pragmatisch handeln, ohne dabei die Geschichte zu ignorieren. Im Falle Libyens verhalten sich Europas Staatsmänner aber so, als gäbe es kein Gestern. Alle wollen den Revolutionsführer sehen: Der den Terror bekämpfende Tony Blair war schon da, Berlusconi kommt gerne zu Besuch, Romano Prodi umarmte den Diktator gar. Vergangene Woche war der deutsche Bundeskanzler dran.

Schröder, der die russische Tschetschenienpolitik nachvollziehbar findet, hat in Libyen wieder gezeigt, dass er ein Staatsmann ohne Fingerspitzengefühl ist. Er hat den Diktator nach Berlin eingeladen, in die Stadt, in der vor Jahren ein von libyschen Agenten geplantes Attentat Tod und Zerstörung brachte. Es ist kaum anzunehmen, dass Schröder glaubt, dieser Anschlag oder auch das Lockerbie-Attentat hätten ohne Einverständnis des libyschen Revolutionsführers stattfinden können.»