Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Zürich

Im Café Motta stellt mir die Bedienung eine Tasse Kaffe auf den Tisch. Als ich aufblicke, sehe ich in ein Lächeln hinein. Es ist selten, dass Menschen nicht nur einfach schön sind, sondern auch schön in dem, was sie tun. Dieses Lächeln gehört Niemanden, wie auch das Dienen selbst kein Gegenüber hat.

Es ist bitterkalt. Ich laufe ein wenig am Züricher See entlang. Mir fällt ein älterer Mann auf, der mir entgegenkommt. Er trägt eine Plastiktasche. Er bleibt stehen und wendet sich dem See zu. Aus der Tasche nimmt er Brotkrümmel, legt sie auf die Hand und wirft sie schließlich gekonnt in die Luft. Dann sind schon die Tauben im Anflug. An der Hand angekommen schenken sie sich nichts. Es herrscht eine derartige Enge, dass sie kaum noch ihre Flügel schlagen können, so kämpfen und zetern sie um jeden Krümmel; eben gerade so, dass sie nicht vollends aus der Flugbahn geraten und abstürzen.

Im Café Motta lese ich von den Geschehnisses in Mali. Die Tür öffnet sich und ein älterer Mann tritt ein. Es ist, glaube ich, ein Schauspieler, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann. Worüber kein Zweifel besteht ist, dass dieser Mann ein Leben gelebt hat. Für ein Moment ist er der Mittelpunkt des Geschehens und ein Blick in die Augen der Tischnachbarn bestätigen, dass er es ist. So werden wir alle Teil seiner Berühmtheit.

Am Limmatquai sitzen die Tauben auf dem Geländer. Sie bilden eine Reihe, mit exakt gemessenen Abständen. Es sind schöne Tiere, die mit kleinen Zuckungen jede Veränderung ihrer Umgebung ausdrücken. Als ich nähertrete, fliegen sie einzeln los und bilden auf die Schnelle neue Formationen.

Auf dem Heimflug lese ich eine Illustrierte. Ein Maler, Hans Bachmeier, starb bei Lesen eines Buches am plötzlichen Herztod. „Unfassbar und untröstlich. Er wollte doch so gerne auf einer großen Reise sterben“, wird seine Lebensgefährtin zitiert. Und wenn dieses Buch seine Reise war?

Im Café sitze ich mit meinem Lehrer. In einem Moment der Stille erinnere ich mich an Schaikh Abdalhaqq, der an einem anderen Ort meinen Lehrer zitiert hat: „Es ist für die Menschen einfach zu verstehen, dass die Vögel durch den Schöpfer geschaffen wurden, schwerer ist es einzusehen, dass dies auch für die Flugzeuge gilt.“