Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Die Überhöhung des Fussballs

„Als Materazzi ihm etwas hinterherrief, explodierte etwas in Zidane, was nicht hätte losgehen dürfen. Trotzdem ist er kein Selbstmordattentäter.“ DER SPIEGEL

Die Weltmeisterschaft ist vorbei. Die Fahnen sind eingeholt. Was bleibt neben den dynamisierenden Effekten und der schwäbischen Akribie eines Jürgen Klinsmann oder der in der Niederlage Trost spendenden bayrischen Gelassenheit Franz Beckenbauers? Vermutlich das eindrucksvolle Schauspiel, dass sich in unseren Städten hinter dem deutschen Team wirklich alle Deutschen versammelt haben. Die Eidgenossen hatten zuvor verhindert, dass das türkische Team die Integrationsleistung des deutschen Fußballs emotional erschwert.

Fußball hat längst die Rolle übernommen, „Opium“ für das offensichtlich nach Emotionen und spirituellen Erfahrungen dürstende Volk zu sein. WM ist organisierter Rausch im Vierjahrestakt. Dazwischen wird gearbeitet. Hierher gehört auch das nihilistische Statement des Joseph Blatter, Fußball sei „wichtiger als Religionen“, dass man mit der Einsicht ergänzen muss, dass für Blatters FIFA nur noch das Geld wichtiger als Fußball ist. Italiens Sieg in letzter Minute dürfte auch von der abgründigen Rolle des Kommerzes in Italien ablenken.

Denkwürdig auch die so tragische wie komische Rolle Zidanes. Was hat der italienische Gegenspieler nur gesagt? Man hört von wüsten Beschimpfungen, die das niedere Selbst dessen, der wie kein Anderer mit dem Ball tanzte, herauslockten. Das bunte französische Team hätte dann durch eine rassistische Provokation kurz vor dem Gipfel seinen Bergführer verloren. Symbolisch betrachtet wäre dann das europäische Finale und der Fall Zidanes eine denkwürdige Komponente des Spektakels. Für Zidane erscheint der Fall die Aussicht zu ermöglichen, dass Fußball wirklich kein Gott ist.