Eigentlich bin ich nicht wirklich an Geld interessiert. Ich gehöre wohl – unter uns gesagt – eher zu den traurigen Zeitgenossen, „die nicht einmal eine Kartoffel verkaufen könnten“. Aber, natürlich war mir klar, dass ökonomische Fragen in unserer Zeit maßgebend und entscheidend sind.
Eine meiner ersten Fragen an die europäischen Muslime, die ich Anfang der 90er Jahre traf, war dann, was die Offenbarung und der Islam denn zu „ökonomischen Fragen“ sagen würde. Ich argumentierte, dass der Islam – wenn er den Relevanz beanspruchen würde, hier doch etwas anzubieten haben müsse. Die zahlreichen Antworten auf diese Frage, die ich damals erhielt und mein Interesse erweckten, beschäftigen mich bis heute.
Die Zakat und die Art wie man Zakat bezahlen muss, das islamische Wirtschaftsrecht, die islamischen Verträge, der islamische Handel und das Marktwesen – die diversen Bedeutungen dieser Institutionen und Praktiken kann man wirklich Jahre studieren. Markt und Moschee bleiben natürlich die wichtigsten Bezugspunkte jeder islamischen Zivilisation. Der Islam verknüpft die Frage nach der Freiheit mit den ökonomischen Realitäten – die Freiheit des Marktes und die Freiheit der Wahl der Zahlungsmittel.
Frühzeitig ging es dabei auch um Gold, denn, das islamische Recht akzeptiert keine „inflationären Papiergeldwährungen“. Zu Beginn der 90er Jahre blieb man mit dem Argument, dass echte Währungen „real“ und meist „goldgedeckt“ sein müssten, noch eher unter sich. Die „islamische Bank“ wurde von vielen Muslimen als die islamische Antwort auf die ökonomische Herausforderung verklärt, ohne aber auf das eigentliche Phänomen jedes Banking, die Schaffung von Geld aus dem Nichts, überhaupt nur einzugehen.
Immer wieder wurde die Frage nach der Mäßigung des Kapitalismus als der Wille, die Zeit ins Mittelalter zurückzudrehen, diffamiert oder lächerlich gemacht. „Nicht die Dinge ändern sich, sondern die Beziehungen zwischen den Dingen“ fabuliert Gabor Steingart in seinem Buch „das Ende der Normalität“ so schön. Recht hat er!
Heute sind diese Veränderungen auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auf WELT Online lese ich heute einen der Sätze, die dies deutlich machen:
„Anders als Papiergeld wie Dollar, Euro oder Yen können Gold und Silber von der Politik nicht beliebig gedruckt und vermehrt werden. Die Edelmetalle gelten daher als politische Unabhängigkeitserklärung.“