Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Risala – An einen jungen Mann am Abgrund

Bei einem Aufenthalt in Birmingham unterhalte ich mit einem Lehrer, der pakistanischen Jugendlichen eine islamische Grundausbildung anbietet. Der junge Mann versucht in dem sozial schwierigen Milieu der britischen Großstadt, die jungen Muslime zu einer positiven Grundhaltung anzustiften, die ohne ein „Wir gegen Euch“ auskommt. Wir besprechen auch die Möglichkeiten eines europäischen Jugendaustausches, sinnvolle Reisen wie zum Beispiel nach Weimar oder die Organisation von Märkten, die den Jugendlichen das Gefühl gibt, etwas zum Gemeinwesen beizutragen. Besonders wichtig ist eine religiös fundierte Ablehnung der „Extremisten“ – noch immer – so beklagen wir – finden sich hier nur wenige sinnvolle Texte. Am nächsten Tag findet sich dieser Text:

„Risala – An einen jungen Mann am Abgrund“ von Schaikh Dr. Abdalqadir as-Sufi:

Ja Walad – mit diesen Worten haben unsere großen Gelehrten und Aulijja [Freunde Allahs] ihre Briefe des guten Rates und der Rechtleitung auf dem Wege des erhabenen Diens [Lebensparaxis des Islam] begonnen. Es waren in jedem Fall Worte zum künftigen Leben des Jugendlichen, damit er seine Reife erreichen und die muslimische Gemeinschaft nicht nur durch gute Handlungen in ihrem Dienst stärken konnte, sondern auch, dass er dem Befehl nachkommen konnte, eine Familie zu gründen und sowohl die Frau wie später auch die Kinder der nächsten Generation mit jener Weisheit und Mitgefühl zu behandeln, die sicherstellen würde, dass der Dien des Islam so erblühen würde, wie es vom Barmherzigen Herrn versprochen wurde, und sich in Wachstum und Adel ausbreiten konnte.

Ja Walad – heute geschieht das nicht. Heute lebt der muslimische Jugendliche in einem solchen Chaos, in einer derartigen Zone des Unheils, dass er nicht nur dem Dien, sondern auch dem Leben selbst rundheraus ignorant gegenüber steht. Im Qur’an, der dir – dessen sei versichert – niemals beigebracht wurde, spricht Allah zu den Nicht-Muslimen: Und warnt sie; und Er spricht zu den Muminun: Und gibt ihnen Rechtleitung; und Er spricht zur Menschheit als solcher: Indem Er sie rechtleitet und warnt. 
Du wirst nicht wissen, dass für die Paläontologen, die die Zeugnisse der Anwesenheit der Menschheit auf dem Planeten studiert, diese durch den Hinweis gekennzeichnet ist, dass die menschliche Spezies Begräbnisstätten hatte. Anders gesagt beginnt die menschliche Spezies mit dem Wissen, dass das menschliche Leben heilig ist. Begräbnisse ehren die Toten. Der Mensch wird mit Ehren begraben, denn im Leben ist er das Gefäß oder der Behälter eines Göttlichen Vertrages.

In der Sure al-A’raf (7:172) erfahren wir:

Als euer Herr alle Nachkommen hervorgehen ließ aus den Lenden der Kinder Adams und sie gegen sich selbst bezeugen ließ ‚Bin Ich nicht euer Herr?‘ da sprachen sie: ‚Wir bezeugen, dass Du es in der Tat bist!‘ Damit ihr nicht am Tag der Wiederauferstehung sagt: ‚Davon haben wir nichts gewusst.‘

Es ist dieser Vertrag, der die Menschheit über die gesamte Schöpfung erhebt. Mit ihm kommt das Geschenk der Selbsterkenntnis, der Fähigkeit zur Erkenntnis, d.h das Objekt zu sehen und es auch zu bewerten. Dies beinhaltet die Fähigkeit zu reflektieren, was sowohl die Fähigkeit bedeutet ein Objekt zu sehen, als auch ihm eine Bedeutung zuzuschreiben. Zugang zum Mithal [gleichnishaftes Bild] ist in sich das Mittel um Allahs Namen und Eigenschaften zu erkennen. Dies, oh Jüngling, ist, was du bist.

Er ist es, Der alles auf Erden für euch geschaffen hat und dann Seine Aufmerksamkeit auf den Himmel richtete und ihn zu sieben geordneten Himmeln gefügt hat. Er hat Wissen von allen Dingen.

Als euer Herr zu den Engeln sprach: ‚Ich setze einen Khalif auf Erden ein‘ da sprachen sie: ‚Warum jemanden darauf setzen, der Verderbnis bringen wird und Blut vergießen wird wo wir Dich doch lobpreisen und Deine Erhabenheit verkünden?‘ Er sprach: ‚Ich weiß, was ihr nicht wisst.‘

Er lehrte Adam die Namen eines jeden Dinges. Dann breitete Er sie vor den Engeln aus und sprach: ‚Nennt mir die Namen dieser Dinge, wenn ihr die Wahrheit sprecht.‘

Sie sprachen: ‚Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast. Du bist der Allwissende, der Allweise.‘

Er sprach: ‚Adam, nenne ihnen ihre Namen.‘ Als er ihnen ihre Namen genannt hatte sagte Er: ‚Sagte Ich euch nicht, dass Ich das Unsichtbare der Himmel und der Erde kenne und dass Ich weiß, was ihr öffentlich macht und was ihr verbergt?‘

Hier sagt dir Allah der Ruhmreiche offen:

Er ist es, Der alles auf der Erde für euch geschaffen hat.

Und im letzten Ajat warnt Er:

und dass Ich weiß, was ihr öffentlich macht und was ihr verbergt.

Ibn Taymiyya hat uns gesagt, dass, wenn wir die heutige Lage des Menschen verstehen wollen, die aufgrund ihrer Komplexität unverständlich erscheinen mag, dass wir dann an seinen Beginn zurückgehen müssen, wo uns das ursprüngliche Modell der Menschheit Klarheit bringen wird, d.h. die erste Familie der Menschheit, diejenige Sajjidina Adams, ‚alaihi salam.

In der Sure al-Ma’ida (5:27-31) wird uns gesagt:

Rezitiere ihnen den wahren Bericht der beiden Söhne Adams als sie ein Opfer anboten und dies von einem der beiden angenommen wurde von dem anderen aber nicht. Der letztere sprach: ‚Ich werde dich töten.‘ Der erste sprach: ‚Allah nimmt nur etwas von Menschen an, die Taqwa besitzen. Selbst wenn du deine Hand gegen mich erhebst, um mich zu töten so werde ich meine Hand nicht gegen dich erheben, um dich zu töten. Wahrlich, ich fürchte Allah, den Herrn aller Welten. Ich möchte, dass du sowohl meine Missetaten als auch deine Missetaten auf dich nimmst und so einer der Gefährten des Feuers wirst. Das ist der Lohn der Übeltäter.‘

So überredete ihn sein niederes Selbst dazu seinen Bruder zu töten und er tötete ihn und wurde einer der Verlorenen.

Dann schickte Allah ihm eine Krähe, die in der Erde scharrte, um ihm zu zeigen, wie er den Leib seines Bruders verbergen konnte. Er sprach: ‚Weh mir! Kann ich nicht mal so wie diese Krähe sein und den Leib meines Bruders verbergen?‘ Und er wurde zu einem jener Menschen, die mit bösen Gewissensbissen geschlagen sind aufgrund dessen, was sie taten.

Hier sehen wir die Bestätigung der vorherigen Ajats, die uns davon in Kenntnis setzten, dass Allah sowohl das Sichtbare als auch das Unsichtbare kennt. Für uns ist davon wichtig, dass die Angelegenheit nicht nur des Tötens, sondern auch des menschlichen Lebens an sich eine Angelegenheit tiefster und folgenschwerster Auswirkungen ist.

Jetzt können wir daraus kategrisch ableiten, dass dem Nehmen eines Lebens eines Anderen oder des Lebens mehrerer anderer Menschen diese Bedeutung zukommt – das Nehmen des eigenen Lebens besitzt die gleiche spirituelle Bedeutung.

In dem darauffolgenden Ajat gewährt Allah die Berechtigung für das Töten „als Vergeltungsmaßnahme oder weil [der zu Tötende] Verderbnis auf Erden verursacht hat.“

es sei denn es geschieht als Vergeltungsmaßnahme für jemand anderen oder weil Verderbnis auf Erden verursacht wurde

Du kannst dich aber nicht selbst töten!

Betrachten wir ruhig das Ereignis selbst und seine Absicht, bevor wir den hässlichen und erbärmlichen Hintergrund untersuchen, der aus der Erde eine Zone des Selbstmordes junger Männer und Frauen gemacht hat, denen die Demenz befohlen wurde.

Der Gesandte Allahs, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, erklärte in seiner berühmten Hadith: „Der ‚Amal geschieht durch die Nijjat.“ Das bedeutet, dass eine Handlung keine Sache an sich darstellt. Sie kommt aus dem Inneren, aus dem Selbst. Egal wie eine Lage auch beschaffen sein mag, egal wie die Rolle der anderen aussehen, welche Dringlichkeit einem Ereignis auch innewohnen mag, sobald eine menschliche Handlung erfolgt – dies muss man begereifen – so kann sie nicht als losgelöstes Ereignis aus sich selbst erfolgen. Sie beginnt als bewusste Absicht. Die Tat wird durch den Befehl ausgelöst, der eine Nijjat erfüllen will. Das heißt: Die Tat ist das Abfeuern der tödlichen Kugel. Der Abzug erwartet seinen Befehl abzufeuern. Das Subjekt, sein Finger, drückt auf den Abzug. Der Finger gehorcht dem Befehl des Subjektes. Im Recht und daher in der Begründung, ist das Subjekt verantwortlich. Ist die Tat haram, so ist das Subjekt strafbar und verantwortlich.

Ich sage, oh Jüngling, bevor wir untersuchen können, wer und was zum folgenschweren Augenblick der Selbstmord-Handlung geführt hat – du musst eindeutig verstehen, dass du verantwortlich bist. Und, wie wir sehen werden, machst du dich eines schrecklichen Verbrechens schuldig, dessen Ende nicht dein Ableben oder das Unheil und der Mord um dich herum ist; sein Ende findet in der Nächsten Welt statt, wo eine schreckliche Strafe auf dieses absolute und bedingungslose Versagen deiner Selbst wartet, damit du erkennst, wer du warst und wofür Alah dich geschaffen hatte – nichts weniger!

In der Sure an-Nisa (4:29) verkündet Allah der Mächtige:

Die ihr Iman habt! Verzehrt nicht des anderen Besitz durch falsche Machenschaften, sondern nur durch das Mittel gegenseitig vereinbarten Handels. Und tötet euch nicht. Allah ist überaus barmherzig mit euch.

Ja Walad! Wage es in dieser Angelegenheit nicht zu handeln, bis du dir nicht völlig bewusst bist, dass dies eine Sache ist, die nach langen Jahrhunderten historischen Islams keinerlei Zweifel enthält. Betrachten wir zunächst diesen kompromisslose Ajat und wie berühmte Mufassirun diesen Ajat einer Überprüfung und Untersuchung unterzogen haben. 
Zuerst: Imam Al-Qurtubi sagt:

„Die Leute der Interpretation stimmten darin überein, dass es ‚tötet euch nicht gegenseitig‘ bedeutet. Dieser Vers gestattet die Deutung, dass ein Mann sich aufgrund seiner Sorge wegen der Dunja und aufgrund der Suche nach Wohlstand tötet, sodass seine Besessenheit mit dieser Illusion ihn in den Ruin treibt. Er enthält auch die Bedeutung von ‚tötet euch nicht selbst‘, in einem Zustand der Verzweiflung oder des Zorns. Und all dies ist verboten.“

Zweitens: Abu Bakr Ibn al-‘Arabi sagt in seinem berühmten Ahkam-ul-Qur’an:

„Über diese Angelegenheit gibt es drei verschiedene Urteile. Eins: Tötet nicht die Leute eurer Millah (Gemeinschaft). Zwei: Tötet euch nicht gegenseitig. Drei: Tötet euch nicht selbst, indem ihr das tut, was euch untersagt wurde. Sie alle sind korrekt, obschon manche im Hinblick auf den Dien mehr Gültigkeit und eine umfassendere Bedeutung besitzen. Und die dritte Aussage halte ich für die zutreffendste, welche auch die beiden vorherigen mit einschließt.“

Drittens: Ruh al-Ma’ani:

„Eins: Es bedeutet ‚Tötet euch nicht gegenseitig‘. Zwei: Ein anderes Urteil stellt fest, dass es bedeutet: ‚Überantwortet euch nicht der Zerstörung, indem ihr falsche Handlungen begeht, wie das gegenseitige Verzehren eures Besitzes durch falsche Mittel oder durch irgendwelche anderen Handlungen des Ungehorsams, die Bestrafung verdienen.‘ Drei: Ein weiteres Urteil besagt, dass es das Verbot bedeutet, sich im Zustand des Zorns oder der Schwierigkeit selbst zu töten. Vier: Es heißt auch, dass es bedeutet: ‚Gefährdet euch nicht in der Schlacht, indem ihr es mit einem Feind aufnehmt, den ihr nicht überwinden könnt.‘ Fünf: Und es heißt die Bedeutung sei: ‚Treibt keinen Handel im Feindesland, damit ihr euch nicht vereinzelt!‘ Daraus leitet Imam Malik ab, dass es makruh [verpönt] ist, im Feindesland Handel zu treiben.“

Viertens: Ibn Juzayy (und der Sultan al-‚Ulama unserer Zeit, Schaikh Shadhili an-Nayfar, sagte über ihn: „Unter den Mufassirun [Qur’an-Kommentatoren] hat er das letzte Wort!“):

„Ibn ‚Atiyya sagt: ‚Die Mufassirun stimmen darin überein, dass die Bedeutung ist <tötet euch=““ nicht=““ gegenseitig=““>‘. Und ich sage, dass der Ausdruck die Bedeutung ’sich selbst zu töten‘, d.h. Selbstmord, beinhaltet. Denn auf diese Weise hat es ‚Amr ibn al-‚Aas verstanden und der Gesandte, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, hat das nicht abgelehnt, als er es hörte.“</tötet>

Fünftens: Ibn ‘Atiyya:

„Die Mufassirun stimmten darin überein, dass mit diesem Ajat das Verbot gemeint ist, dass Menschen sich gegenseitig töten. Und er enthält die Bedeutung eines Mannes, der sich selbst tötet, nachdem er die Absicht dazu getroffen hat. Und das Verbot betrifft alle diese Elemente.“

Ibn Juzayys Schlussfolgerung muss mit der bestätigenden Hadith in Imam Muslims Sammlung, aufgrund der Autorität von Abu Hurayra gesehen werden, der berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, gesagt hatte:

„Wer sich mit einer Waffe tötet, der wird für immer im Feuer des Dschahannam sein. Er wird diese Waffe dort bei sich haben und sie auf ewig immer wieder in seinen Bauch stechen. Wer Gift trank und sich tötete, wird dazu verurteilt es in das Feuer von Dschahannam mitzunehmen, wo er auf ewig wird bleiben müssen. Wer sich selbst tötete, indem er sich vom Gipfel eines Berges stürzte, der wird sich endlos von diesem Gipfel hinab in das Feuer von Dschahannam stürzen müssen.“

Thabit bin Dahaq berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, sagte:

„Wer sich mit einem Ding selbst tötete, der wird am Tage der Auferstehung mit genau jenem Ding gepeinigt werden.“

Gemäß der ursprünglichen Madh-hab des ‚Amal Ahl al-Madinah [normatives Vorbild der Leute aus Madina zur Zeit des Propheten] war der Selbstmord als Kriegsmittel völlig unbekannt; man konnte ihn sich nur als allerletztes Mittel eines Mannes ausdenken, der sich in einer tödlichen Agonie befand und seine Schmerzen nicht länger ertragen konnte. Des Weiteren gibt es unter uns einen Rechtsbegriff, genannt „Idschma [Konsens] der Gemeinschaft“. Dieser Ausdruck definiert die gesegnete Lage der muslimischen Ummah [weltweite Gemeinschaft der Muslime], wie sie im Ausspruch des Gesandten, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, festgehalten ist: „Meine Leute können sich nicht vollständig irren.“ Mit anderen Worten: Die muslimische Dschamaat [Gemeinschaft] ist zu jeder Zeit und an jedem Ort durch das Buch, durch die Sunna und durch den ‚Amal der Leute aus Madina, den Ort des Diens, geschützt.

So geschah es im Laufe der Jahrhunderte nur einmal, dass sich der Fluch des Selbstmordes manifestiert hat; er wurde [schon damals] durch andere Männer herbeigeführt, die selbst dabei NICHT sterben. Als das geschah, manifestierte es sich unter einer Gruppe von Männern, die nicht dem Islam, sondern der nach-islamischen Religion der Schi’a angehörten, und dies auf eine höchst extreme Art und Weise. Damit meinen wir die ismailitischen Abweichler im Libanon, deren Aktivitäten in der Absicht mündeten, den großen muslimischen Herrscher Salahuddin zu ermorden. Wir werden diese üblen Menschen später untersuchen.

Zuvor müssen wir deine Aufmerksamkeit auf eine Angelegenheit richten, die junge Männer, die vor dir jene kranke Ambition des selbst herbei geführten Todes besaßen, niemals bedacht zu haben scheinen.

Als Ergebnis des Wirkung jener Selbstmord-Bomber und ihrer makabren Publizität haben einige ignorante und unausgeglichene Jugendliche die Selbstmord-Bomber und Autofahrer sozusagen in einer spontanen Nachahmungstat der Selbstopferung kopiert, indem sie sagten: „Wie spektakulär. Unsere Leben sind wertlos. Lasst uns diese Männer nachahmen. Lasst uns mit einem Knall abtreten. Lasst uns für die Spätnachrichten und die Meldungen der Morgenzeitung sorgen!“ Diese kleinen Gruppen derjenigen, die wir „Improvisateure“ nennen können, sind nicht viele; ja sie sind eine Art Nebenprodukt der Hauptgruppe der Selbstmordbomber, die Teil einer organisierten sozialen Aktivität sind.

Allgemeine betrachtet geht diese Angelegenheit folgendermaßen vonstatten:

1. Eine politische Führung, die lokal, verborgen und anonym ist, leitet die Sache an. Sie bilden eine geheime Gesellschaft. Weder hat sie irgend jemand gewählt. Noch traten sie jemals hervor und erklärten sich öffentlich als Erneuerer des Dien. Sie sind Führer ohne Legitimität. Es gab nie einen Bajat [notwendiger Treueeid zu einem Amir]. Nie eine Abstimmung. Es gibt kein Territorium, das unter ihrer Schirmherrschaft zum Staat erklärt werden kann. Für sie wird vom Mimbar nicht gebetet und kein islamischer Dinar oder Dirham wird in ihrem Namen geprägt. Weder ziehen irgendwelche Eintreiber in ihrem Namen die Zakat ein, noch bezahlen sie ihrerseits einem Amir die Zakat. In islamischen Begriffen sind sie Gesetzlose. Ihre fortgesetzte Vagabunden-Existenz gewährt Kafir-Armeen das Recht muslimische Familien zu massakrieren, muslimische Dörfer und Städte zu bombardieren; desgleichen können sie unschuldige Muslime überall auf der Welt verfolgen, foltern und demütigen.

2. Diese Räuber-Barone der politischen Klasse haben ihren militärischen „Flügel“ dazu ermächtigt, die jungen Männer, jetzt sogar junge Frauen, darauf vorzubereiten und zu präparieren, sich zu töten, damit laut ihrem Programm ein herbei fantasierter Tag kommen werde, an dem sich der Feind ihrem Terror unterwerfen werde. An dieser Stelle erreichen wir das Herz der Dunkelheit.

3. Schlimmer noch als die Führung – und noch unter dieser stehend – kommen die Henker. Die eigentlichen Meuchelmörder. Der Selbstmord-Bomber ist kein Meuchelmörder. Er richtet die Verwüstung an. In dieser Verwüstung befinden sich unschuldige Männer, Frauen und Kinder, oft sind Muslime unter den Opfern. Doch der Mann mit dem Semtex-Sprengstoff um seinen Bauch ist nicht der Meuchelmörder. Er ist das Opfer. So wie der sexuelle Päderast sein Opfer dazu präpariert, sich der Verführung zu ergeben, so präpariert der politische Päderast sein Opfer auf den Tod. Schickt er seinen Sohn in den Tod? Ist es derjenige seines Nachbarn? Oder schickt er sie in den Tod, während sein eigener Sohn sicher ist? Kennen ihn die Eltern der Opfer?

Das hohe islamische Ethos der Sahaba und später von allen kämpfenden muslimischen Männern ist durch etwas bestimmt worden, was wir die Bevorzugung – Taftil – nennen. Dies wurde in Badr vorgeführt und bei den ersten Ghazwats [Beutezüge]. Ein Gefährte, der im Begriffe war, vor Durst und aufgrund seiner Verletzungen zu sterben, lehnt den Wasserbehälter ab. Er reicht ihn weiter an seinen leidenden Bruder. Dieser reicht ihn seinerseits auch an den Sterbenden neben ihm weiter. Und so wird der Wasserbehälter durch die ganze Reihe gereicht. Das ist die Bevorzugung [anderer]. Lasst mich sterben, damit der andere leben kann. Diese Männer, die den Dynamit-Gürtel den Leibern jener reinen, betrogenen Jugendlichen umschnallen, stehen für die zynische Beseitigung des muslimischen Ethos. Nein. Sie werden nicht sterben – lasst die nächste Generation sterben. Lasst die schlimmen Alten leben. Sie glauben nicht an die Schlacht. Sie kämpfen nicht. Sie glauben nicht an die Zukunft. Sie haben sie in ihren Tod geschickt. Sie glauben nicht an Allah. Sie vertrauen nicht auf Seine Barmherzigkeit.

Allah der Erhabene sagt in der Sure al-Ma’ida (5:11):

Die ihr Iman habt! Gedenkt des Segens Allahs auf euch als bestimmte Menschen dabei waren ihre Hand gegen euch zu erheben und Er hielt ihre Hände davon ab. Habt Taqwa vor Allah. Die Muminun sollten ihr Vertrauen in Allah setzen.

In Ruh al-Ma’ani wird dieser Ajat untersucht:

„… Es ist ein Hinweis auf das, was mehr als einer von Jabir gesammelt hat. Er berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, an einem Ort anhielt, um sich auszuruhen und die Leute verteilten sich, um unter den Bäumen nach Schatten zu suchen. Er hing seine Waffe an einen Baum. Dann kam ein Beduine und nahm sein Schwert an sich. Er zog es aus der Scheide. Dann wandte er sich an den Gesandten, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, und fragte: ‚Wer wird dich nun vor mir schützen?‘

Der Gesandte, Allah segne ihn und gebe ihm Frieden, antwortete: ‚Allah!‘ Der Beduine wiederholte es zwei oder drei Mal und jedes Mal entgegenete er ‚Allah!‘ Schließlich legte der Beduine das Schwert wieder beiseite. Der Gesandte rief dann seine Gefährten und erzählte ihnen, was der Beduine getan hatte. Der Beduine saß neben ihm und er bestrafte ihn nicht.“

Der Ethos der Selbstmordbomber – ihrer Führer, ihres militärischen Flügels, ihrer hilflosen jugendlichen Opfer – all das ist eine Antithese zum Islam, es ist ein Anti-Islam. Voller Hass. Voller Angst. Voller Drohungen. Ohne jede Hoffnung. Ohne Tawakkul [sich auf Allah verlassen]. Ohne ‚Ibada [gottesdienstliche Handlungen]. Ohne Männer. Ohne Dschamaat [Gemeinschaft]. Ohne Amir. Nichts! Nihilismus – der Bastard des Kapitalismus.

* * * * *

Fußnote: Die ismailitischen Terroristen wurden von einem verborgenen Anführer geleitet, der sich in den Bergen versteckte, von wo aus seine Schüler Jugendliche initiierten, um an Mordprojekten teilzunehmen, indem sie ihnen den Garten und seine Houris versprachen. Als sie getötet wurden, begrub man sie in besonderen „Märtyrer-Friedhöfen“; Zeichnungen ihrer Gesichter wurden auf ihren Grabsteinen angebracht und der nächste Schub Terroristen wurden als Teil ihrer Indoktrination dorthin geschickt, um über ihre eigene bevorstehende Selbst-Opferung zu meditieren, indem sie zwischen den Gräbern saßen. Ihr Anführer wurde „der alte Mann vom Berge“ genannt. Ihre Feinde waren die Christen und die muslimische Führung. Sobald die Menschen den Terror auf seine Spitze getrieben hatten, erklärte diese Sekte, dass es nun an der Zeit für einen neuen Dispens [Rechtsprechung einer Befreiung] sei. Sie schafften die islamische Schariat ab, sahen alles, was zuvor haram gewesen war, fortan als halal und im Einklang mit der neuen Toleranz an und machten alle Religionen gleich und identisch. Anders gesagt sieht der ismailitische Glaube den Terrorismus nicht als Vorspiel zu einem islamischen Staat an, sondern eher als das auslösende Element, um die nach-religiöse, somit für sie nach-islamische Zukunft, herbei zu führen. Eine Welt des Endes, in der nichts mehr von Bedeutung ist.

Wir suchen den Schutz Allahs, des Mächtigen, des Großen.

Allah, der Erhabene, erklärt in der Sure al-Ma’un (107:1-3):

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen

Habt ihr den gesehen, der den Dien leugnet? Er ist derjenige, der die Waise hart zurückweist und nicht zur Speisung der Armen anhält.