„Ich wollte ein Experiment starten, das Eigendynamik entwickelt“ (Michael Sailstorfer, Künstler)
„Die internationale Geldordnung ist heute bei weitem prekärer, als es 1929 der Fall war. Damals war Gold internationales Geld, unbestechlich, nicht zu managen und unveränderbar. Heute dient der US-Dollar als internationales Tauschmedium, gemanaged von Politikern in Washington und den Offiziellen der US-Notenbank Fed, täglich manipuliert und politischen Zielen und politischem Ehrgeiz dienend. Alleine dieser Unterschied sollte bei den Beobachtern die Alarmglocken schlagen lassen.“ (Hans F. Sennholz)
In den USA versucht der US-Finanzminister nach der kostspieligen Rettung der Wall Street, die politischen Lehren aus dem Skandal zu ziehen. Das wird schwierig. Die Finanzindustrie hat noch immer genug Geld, um allein dieses Jahr 286 Millionen Dollar für ihre „Lobbyarbeit“ auszugeben. Sogar Abgeordnete, die schärfere Gesetze gegen die Banken prüfen, werden offen mit „Geldgeschenken“ bedacht. Die Lobbyisten der Wall Street werden die einzige echte Lösung verhindern: die Zerschlagung der amerikanischen Großbanken.
Das Verhältnis Staat-Banken-Volk ist schon seit einigen Jahrzehnten aus den Fugen geraten und folgt nunmehr offen der Logik einer legalisierten Erpressung. Für die politische Souveränität ist das praktische Wissen der Banken gefährlich, dass bei der anstehenden Dauerkrise, sie jederzeit, direkt und indirekt, auf das vom Staat verwaltete Vermögen ganzer Heerscharen von Steuerzahlern zurückgreifen können. Der neue Schuldenstaat propagiert – notgedrungen – mangels eigener Ressourcen die soziale Absicherung seiner BürgerInnen mit privaten Finanzdienstleistungen. So schließt sich der Kreis des „Politischen“.
Die Entpolitisierung der Gesellschaft setzt sich schleichend fort. Die nationale Politik ist nicht in der Lage, die ungeheure Macht der globalen Finanztechnologie zu hegen. Gleichzeitig wird bei der Bevölkerung das Gefühl zementiert, dass es zu dem bestehenden Finanzsystem – außer man entschiede sich für Not und Chaos – keine denkbaren Alternativen gebe. Damit wächst die stille Akzeptanz für das Gesellschaftsmodell eines autoritären Kapitalismus; auch in Deutschland.
Die Ergebnisse der Koalitionsvereinbarungen sind eine bequeme Lösung für das deutsche Finanzwesen. Auch im politischen Personal versteckt sich wenig intellektuelle Sprengkraft. Der hessische Politiker Jung, in der Nähe des Finanzzentrums Frankfurt politisch groß geworden, übernimmt ohne einschlägiges Fachwissen das wichtige Arbeitsministerium. Der Staat ist für die Versicherungen und Banken im Lande durch die Privatisierung von Versorgungsleistungen längst ein wichtiger Partner zur automatisierten Kundengewinnung geworden.
Die Sprachlosigkeit und Kleinmütigkeit der Politik zeigt sich vor allem im Schatten des Schuldenberges. Hier gibt es nicht einmal theoretische Lösungen und dem Staat wird allein die Flucht in die Geldentwertung bleiben. Der banale Unterschied zwischen Papier und Gold – der die Basis unseres Wirtschaftens erklärt – beschäftigt im Moment noch weniger die Politik; allerdings zunehmend die Kunst.
Der Berliner Künstler Michael Sailstorfer hat in einer spekatukulären Aktion in Pulheim, einer beschaulichen Kleinstadt bei Köln, auf einer Brache neben dem Aldi-Markt 10.000 Euro in Goldbarren vergraben. Die Aktion führte noch in der Nacht zu einer Massenbewegung braver BügerInnen, bewaffnet mit Spaten und Schaufeln, die sich dem Goldrausch hingaben. Das Feld gleicht nun einer Mondlandschaft. Die Suche nach echten Werten hat begonnen.