Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

30 Freunde

„Das reichste Mahl ist freudenleer, wenn nicht des Wirtes Zuspruch und Geschäftigkeit den Gästen zeigt, daß sie willkommen sind.” (William Shakespeare)

Angela Merkel gilt als kluge Technikerin der Macht und als Moderatorin schwieriger Entscheidungsprozesse. Rhetorisch ist die Bundeskanzlerin immer der Logik einer große Koalition verpflichtet gewesen, taktiert zuverlässig, bis in ihrer Partei die Mehrheitsmeinung sich abzeichnet und schafft eher selten „Freund-Feind“-Konstellationen. Probleme in ihrem sterilen Wahlkampf macht ihr nun ausgerechnet ein „Schattenkabinett“, dass sie aus Anlass des 60-jährigen Geburtstages des Deutschen Bank Chefs Ackermann zu Tisch im Kanzleramt geladen hatte.

Die Runde aus wichtigen Stützen der Gesellschaft dürfte gleichzeitig die Machtbasis der Kanzlerin darstellen. Bankiers, Industrielle und „Versteckte Kamera“-Erfinder Frank Elstner (betrüblich für die deutschen Bischöfe, die nicht eingeladen sind). Am Tisch sitzt auch die ihr wohlwollende Verlegerin der größten deutschen Tageszeitung. Die BILD, ansonsten sehr am Volksempfinden ausgerichtet, hält sich in der Aufarbeitung des Geschehens dann auch merklich zurück.

Der Skandal ist nicht ein Skandal wegen der Kosten des illustren Abends, er ist ein Skandal weil er symbolisch die fragwürdig gewordenen Verhältnisse der Macht zur Schau stellt. Jede(r) in der Runde profitiert von aktuellen Regierungsentscheidungen, von Bürgschaften, von Krediten und vom Zugang zum Machthaber. Das Kanzleramt muss sich beeilen zu erklären, dass nicht etwa Ackermann, sondern die Kanzlerin den Abend moderiert habe. Mit anderen Worten: Der Behörde ist es wichtig festzustellen, dass die Kanzlerin nicht nur ein bescheidener Gast in der Runde war.

Das Problem hatte der eitle Bankenchef ausgelöst. Ausgerechnet in der ZDF-Wohlfühlbiographie über Merkel hat er mit stolzer Brust das intime Verhältnis zu Merkel auf den Punkt gebracht. Die Schaltzentrale der Macht, so erklärt Ackermann dem staunenden Zuschauer, ist für ihn nur die Kulisse eines privaten Plausches mit Freunden. Merkel, so Ackermann verstohlen grinsend, habe habe ihm gesagt, „sie würde gerne etwas für mich tun. Ich solle doch einmal etwa 30 Freunde und Freundinnen einladen aus Deutschland und der Welt, mit denen ich gerne einen Abend zusammen sein würde im Kanzleramt. Und ich muss Ihnen sagen, es war ein wunderschöner Abend.“