Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Attacken und Angriffe….

Es ist interessant, bei genauerem Nachdenken vielleicht auch einfach logisch, dass die Islamische Zeitung eigentlich kaum einmal positive Erwähnung in den Medien findet. Die Zeitung bricht eben immer wieder die einschlägigen Bilder und zeigt die Faszination des Islam in Europa. Darüberhinaus ist es eine der wenigen Foren und Plattformen, in denen unterschiedlichste Charaktere frei zu Wort kommen und ein offenes Gespräch zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen modereriert wird. Hier geht es also um die Freiheit des Denkens.

Das gefällt nicht jedem. Eine handvoll Kritiker und „Extremismusforscher“ sind selbst Opfer eines totalen Denkens geworden und versuchen mit verschiedensten Mitteln, die Zeitung zu diskreditieren. Dienlich sind wenig schmeichelhafte Attribute wie „islamistisch“, „rechtsradikal“ oder „anti-semitisch“ und werden auch gerne gegen mich selbst ins Feld geführt. Das eigentliche Ziel dieser Kritik ist logisch und entspricht weniger dem Ideal der Meinungsfreiheit als einem ganz profanen mittelalterlichen Ziel: der Verbannung.

Allah sei Dank ist die Grundlage des Islam eine radikale Positivität. Islam ist nicht gegen etwas, sondern für etwas. Die Liebe zum Propheten gehört zur inneren Balance. Das geschichtliche Beispiel des Islam ist eine Inspiration. Aus dem islamischen Recht ergeben sich Einsichten, Positionen und intellektuelle Stärke. Der menschliche Fehler beschreibt Muslime, beschreibt uns, mich – nicht jedoch den Islam selbst. Nach jedem Gebet fogt die Bitte um Vergebung. Die Abbitte wird am richtigen Ort erfragt, nicht im Pseudo-Beichtstuhl öffentlicher Medien. Diese Räume sind verschieden.

Google.de hat heute etwas von einer wenig ordentlich geführten Stasi-Akte. Privatisierter Verfassungschutz hat für den Staat den Vorteil, sich nicht mehr für die angewandten Methoden rechtfertigen zu müssen. Schon das Stichwort „Sicherheit“ rechtfertigt beinahe alle Mittel. Die meisten Berichte über Muslime, sicher die Berichte über mich, folgen dem aus Kindheitszeiten bekannten Prinzip der stillen Post. Immer dann wenn Vereinfachung und Reduzierung als journalistische Technik eingesetzt wird, blitzen alte deutschen Traditionen auf. Schuld durch Assoziation und das Agitieren mit ausgewählten Tatsachen sind Grundtechniken der Journalistenschulen rechter und linker Denksysteme. Noch schlimmer finde ich Attacken aus dem selbstgefälligen Geist des Schreibtischhumanismus heraus, der die Tragödien in Bosnien oder Tschetschenien aber vor lauter Humanismus verschlafen hat.

Als Herausgeber der Islamischen Zeitung waren mir immer einige Positionen wichtig. Besonders genannt seien unsere Kapitalismuskritik, unsere Ablehnung von Rassismus, Nationalismus und Terrorismus. Es ist bekannt, dass wir gegen Selbstmordattentate – egal wo – immer opponiert haben. Um den Geist der Totalität zu wahren, muss jede radikale Kritik an der Zeitung oder an mir genau diese Phänomene verschweigen. Insbesondere der Versuch, die Zeitung oder mich als „anti-semitisch“ einzustufen betrachte ich insofern als subtilen Anti-semitismus, da dieser Versuch nur dazu führt, dass der Begriff an Sinn und Bedeutung verliert.

Ich treffe jedes Jahr hunderte Muslime aus allen Lagern und werde mich auch dafür kaum entschuldigen. Ich kann aber der interessierten Öffentlichkeit gerne versichern, dass unter Ihnen keine Kriminellen, keine Diktatoren und keine Terroristen sind. Ich lehne die in Deutschland gängige und bequeme Trennung von Humanismus und Politik ab. Auch würde ich mich manchem verweigern, der in Berlin ein- und ausgeht und auch immer noch freundlich umarmt wird, wenn er einen Vernichtungskrieg wie zum Beispiel in Tschetschenien mitzuverantworten hat. Die Heuchelei in der Öffentlichkeit über den Umgang von Muslimen ist kaum mehr zu überbieten.

Es ist nicht in der Tradition des Islam sich selbst zu verteidigen. Ich führe dieses Argument eigentlich nur, weil mir klar ist, dass die hier beschriebene Aggression sich natürlich am Ende gegen die Offenbarung selbst wenden wird. Wir Muslime und auch ich werden auch weiter die Öffentlichkeit suchen, nach Weimar einladen, die Zeitung drucken und uns für Minderheiten einsetzen. Kritischer Journalismus wird dies begleiten, warum auch nicht. Allerdings hört der Journalismus dort auf, wo er faschistoide Methoden für sich einsetzt.