Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Geld und Magie: Wachstum bis zum KollapsHans Christoph Binswanger über das faustische Prinzip in unserer Wirtschaft

Die Entwicklung, vor allem das Wachstum unserer Wirtschaft, die seit der industriellen Revolution die übrigen Lebensbereiche ungebremst in ihren Sog gezogen hat, wird zusehends zum wichtigsten Anliegen der Menschheit. Die ökologischen Risiken werden in dem Ausmaß größer, in dem sich die Wirtschaft zu einer von der Produktion weitgehend unabhängigen Geldwirtschaft entwickelt, in der laufend aus Geld neues Geld entsteht. Mit der schicksalhaften Verbundenheit der Menschheit mit der Wirtschaft hat sich Goethe in seinem ,Faust' auseinandergesetzt.

Im zweiten Teil des Werkes erscheint Faust als der „neue Mensch“, der seine Vollendung nicht auf geistiger Ebene sucht, sondern im technischen Fortschritt. In starken Bildern schildert Goethe die Entwicklung des Menschen zum Technokraten, der lieber seine Seele dem Teufel verspielt, als von seinen Zielen abzuweichen. Der Autor des Buches „Geld und Magie“, Prof. Hans Christoph Binswanger, hat den nachfolgenden Artikel verfaßt.

Goethe war als Minister am Weimarer Hof speziell mit wirtschaftlichen Fragen betraut. Er wußte also, worum es ging, wenn er von Wirtschaft sprach, zumal er sich auch sein Leben lang intensiv mit der ökonomischen Literatur beschäftigt hat. Goethe erkannte deutlich, daß das Schicksal der Menschheit vor allem durch die Entfaltung der Wirtschaft bestimmt werden würde. Er konnte diesen „faustischen“ Weg der heutigen Menschheit deswegen so genau herausarbeiten, weil er die historischen Entwicklungen kannte und verstand, die zu diesem Weg führten.

Der Teufelspakt

Die Faust-Fabel handelt von einem Pakt. In der Volkssage hieß es: Mephistopheles, der Teufel, soll Faust im diesseitigen Leben dienen, während umgekehrt Faust im jenseitigen Leben dem Teufel untertan sein wird. Im Unterschied zur Volkssage ist in der Version Goethes die Gegenleistung Fausts an eine Wette gebunden. Faust ist dann, und nur dann, zur Gegenleistung verpflichtet, wenn ihm Mephistopheles einen vollkommenen Genuß verschaffen kann, einen ,höchsten Augenblick' den er für immer festhalten möchte. Hinter der Wette zwischen Faust und Mephistopheles steht die im „Prolog im Himmel“ abgeschlossene Wette zwischen Gott und Teufel, in der es darum geht, ob dieser Faust vom rechten Weg abbringen kann, „solange er auf der Erde lebt“. Das Pfand dieser Wette ist die Seele Fausts.

Der erste Teil des Faust-Dramas – die Gretchen-Tragödie – handelt vom Versuch Mephistopheles, den Genuß der Liebe zum Kulminationspunkt von Fausts Streben zu machen. Aber der Versuch mißlingt. Er endet mit der Hinrichtung Gretchens und der Flucht Fausts. Darauf wechselt Mephistopheles seinen Plan. Er will Faust durch den wirtschaftlichen Erfolg zum höchsten Augenblick führen. Dieser Versuch, der im zweiten Teil des Dramas zur Darstellung kommt, gelingt.

Der faustische Plan

Wie gelangen Mephistopheles und Faust an das hochgesteckte Ziel? Faust tritt, unterstützt von Mephistopheles, zuerst als Berater des Kaisers in Finanzangelegenheiten auf. Er zeigt ihm, wie er mittels Notenpresse seiner Schulden ledig werden kann. Als Faust von seinem Ausflug nach Griechenland zurückkehrt, den er auf der Suche nach Helena unternommen hat, erblickt er einen Küstenstreifen, den er eindämmen und in fruchtbaren Boden verwandeln möchte. Er entdeckt in der Vision das Neuland der Wirtschaft, das er selbst schaffen, selbst gestalten will durch Bändigung der Naturelemente – der höchste Augenblick im Triumph der Technik über die Natur.

Als Faust und Mephistopheles dem Kaiser nochmals zu Hilfe kommen und unter Mitwirkung der „drei wilden Gesellen“ Raufebold, Habebald und Haltefest einen Aufstand gegen ihn niederschlagen, bedankt sich der Kaiser für die Unterstützung, indem er den erwähnten Küstenstreifen Faust zu Eigentum überläßt. Durch einen Großeinsatz von Arbeitskräften und Energie gelingt es Faust, dieses Neuland zu entwässern und fruchtbar zu machen und so die Natur mit Hilfe der Errungenschaften der Technik zu besiegen. Vorher muß allerdings das alte Paar Philemon und Baucis, das aus Mißtrauen gegen diese neuen Errungenschaften den Kolonisierungsplänen passiven Widerstand entgegensetzt und ihren altangestammten Besitz auf den Dünen am ehemaligen Küstenrand nicht aufgeben will, weichen; sie kommen bei der zwangsweisen Umsiedlung ums Leben. Kurz vor der Fertigstellung des großen Werks erblindet Faust, aber die bloße Vision des Gelingens reißt ihn zum Geständnis hin, daß er am Ziel seiner Wünsche angelangt sei. Von hier aus gibt es kein Weiterschreiten mehr. Faust stirbt.

Die drei Elemente des faustischen Plans

Goethe weist im Faust-Drama vor allem auf drei Grundelemente des faustischen Plans, das heißt der modernen Wirtschaft, hin, die zu Goethes Zeit im Ansatz erkennbar waren, seither aber ihre volle Wirksamkeit entfaltet haben. Wir wissen um die Wirkung des technokratischen Ansatzes, kennen aber oft nicht mehr ihren Ursprung! Goethe zeigt sie auf:

– die Papiergeldschöpfung – das neue Eigentumsrecht (Eigentum als „dominium“) – der Einsatz der mechanischen Energie.

Indem Faust seinen Plan auf diese Elemente baut, gelingt es ihm, sich zum Herrn der Natur aufzuschwingen und das neue Reich der Wirtschaft zu errichten.

Die Papiergeldschöpfung

Die „neue“ Wirtschaft beginnt mit der Papiergeldschöpfung und der Vervielfachung des Geldes. In der Literatur über Goethes Faust findet sich schon sehr früh der Hinweis darauf, daß John Law und sein berühmt-berüchtigtes „System“ anfangs des 18. Jahrhunderts Vorbild gewesen sei für das Experiment, das Faust und Mephistopheles im ersten Akte des zweiten Teils des Faust am Kaiserhof in Gang setzen. Es geht um die Ausgabe bedruckten Papiers als Ersatz für die Goldmünzen. Wenn der Kanzler verkündet: „Zu wissen sei es jedem, der's begehrt: der Zettel hier ist tausend Kronen wert“, dann darf man sich daher den Schotten John Law vorstellen, der einen solchen Zettel, eine solche Banknote der von ihm gegründeten „Banque Royale“ vorzeigt. Er hat mit Hilfe dieser Bank 1717 dem schwer verschuldeten französischen Staat unter dem Prinzen von Orléans geholfen, sich seiner großen Schuldenlast zu entledigen. Die Staatsbürger erhielten anstelle der Schuldpapiere Banknoten, mit denen sie nicht nur beliebig Güter, sondern auch Aktien der neu gegründeten Handelskompagnie kaufen konnten, die umso mehr im Wert stiegen, je mehr solche Banknoten ausgegeben und für den Kauf dieser Aktien verwendet wurden. Handel und Wandel blühten auf. Die Stadt New Orleans im neuen Westen und die Stadt Lorient im alten Osten wurden gegründet. Es entwickelte sich ein lebhafter Schiffs- und Handelsverkehr zwischen diesen Städten, zwischen Amerika und Europa, der die Basis des neuen Reichtums war.

Aber John Law hat dieses Papiergeldexperiment zu stark forciert, und so kam es zur allgemeinen Inflation, vor allem aber zu einer Inflation der Aktienkurse, die trotz steigenden absoluten Gewinnen zu einer drastischen Senkung der Rendite führte. Die Spekulation kehrte sich um: Das Law-System brach zusammen, die Aktien wurden verkauft.

Genau dreieinhalb Jahre hat dieses Experiment gedauert. Dann war es zu Ende. Nicht beendet war aber der Versuch, die Geldmenge durch Papiergeldausgabe zu steigern. Bei der Festigung auf das Law'sche System und dessen Zusammenbruch hat man oft vergessen, daß dahinter das andere Experiment der Notengeldschöpfung stand, nämlich dasjenige der Bank von England, die 1694 gegründet wurde und seit 1696 Banknoten ausgegeben hatte. Dieser von der City of London getragene Versuch hat alle Stürme, die auch die Bank von England durchmachen mußte, überstanden. Das englische Experiment dauert nun schon 300 Jahre an und hat sich auf die ganze Welt ausgebreitet. Es ist die Basis des heutigen Weltwährungssystems, das neben dem Papiergeld der Notenbanken auch noch das Privatbankgeld der Geschäftsbanken und das Zentralbankgeld des Internationalen Währungsfonds kennt. Dank ihm konnte sich der Welthandel von seinen bescheidenen Anfängen zu Beginn der Neuzeit zu den kaum faßbaren Dimensionen der heutigen Weltwirtschaft entwickeln. In diesem Zusammenhang ist entscheidend, daß die Bank von England keine staatliche Institution, sondern eine Geschäftsbank war, die dank des Privilegs der Notengeldausgabe, welche der Staat ihr gewährte, diesem Staat Kredite gewähren konnte (auch der englische Staat war in Geldnöten), im übrigen aber auf eigene Rechnung arbeitete und Handels- sowie Investitionskredite gewährte (erst später wurde dieses System durch die Gründung von Geschäftsbanken, die die Aufgabe der Handels- und Investitionsgewährung übernahmen, erweitert).

Faust, Mephistopheles & Co. …

Goethe hat, wie kaum je bemerkt worden ist, die Papiergeldausgabe am Kaiserhof in einen ganz analogen Zusammenhang gestellt. Es geht auch hier um eine Bankgründung auf privater Basis. Sie dürfte wohl „Faust, Mephistopheles & Co.“ geheißen haben. Als das Papiergeldexperiment geglückt ist, verkündet der Kaiser Faust und Mephistopheles:

„Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich; Wo möglich sei der Lohn dem Dienste gleich. Vertraut sei euch des Reiches innerer Boden. Ihr seid der Schätze würdigster Kustoden. Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort. Und wenn man gräbt, so sei's auf euer Wort.“

Das heißt, es wird eine Notenbank gegründet werden, deren Noten zwar durch die Goldschätze, die im Boden liegen und an sich dem Staat gehören, „gesichert“ sind, die diese Noten aber auf eigene Rechnung herausgibt. Das Wort ,graben' ist im übertragenen Sinne gebraucht und bedeutet nichts anderes als alle Tätigkeiten, die zur Notenausgabe führen, also vor allem die Gewährung von Krediten. Dabei soll „der Lohn dem Dienste gleich“ sein, das heißt, daß Kaiser und Bank den Gewinn teilen.

Vom Frondienst zur freien demokratischen Gesellschaft

Wozu der Staat das Geld nötig hat, braucht keine weitere Erläuterung: Es muß seine Schulden begleichen. Wozu brauchen es aber Faust und Mephistopheles? Die Antwort findet sich, wenn wir die spätere Umgestaltung des unfruchtbaren Küstenstreifens zum fruchtbaren Neuland am Schluß des Dramas betrachten. „Bezahle“ befiehlt Faust dem Mephistopheles. Womit bezahlt er? Sicher nicht mit Goldmünzen. Wo sollte er sie herholen? Er bezahlt mit Papiergeld seiner eigenen Bank!

Mephistopheles soll Löhne auszahlen. Es geht um die Arbeiter, die Faust als „Knechte“ anspricht. Er ist der Unternehmer, der allein befiehlt, auch dank des Geldes, über das er verfügt. „Da genügt ein Geist für tausend Hände“, sagt Faust. Er spricht allerdings auch von der Menge, die ihm „frönet“. Neben der Arbeit, die gegen Lohn geleistet wird, gibt es auch noch den Frondienst. Hier wird also der Frühkapitalismus angesprochen, der schon von den neuen Finanzquellen profitiert, in dem auch ein Teil des staatlichen Eigentums – hier: ein Küstenstreifen – für wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung gestellt wird, der sich aber noch nicht ganz vom Feudalismus gelöst hat. Goethe bleibt jedoch nicht bei diesem frühkapitalistischen Bild stehen. Faust sieht vor seinem geistigen Auge bereits das „freie Volk auf freiem Grund“, die freie demokratische Gesellschaft, vielleicht sogar mit Mitsprache- und Mitbestimmungsrechts. Die Bevölkerung wird sich vermehren. Das Sozialprodukt wird wachsen. Die harte Arbeit, die Mühe ist nur der Beginn. Es wird alles bequemer werden. „Mensch und Herde sogleich behaglich auf der neuesten Erde“- so stellt es sich Faust vor. Die Zukunft wird glücklicher werden.

„Lasst glücklich schauen, was ich kühn ersann“.

Seitdem, seit der Faustdichtung, sind über 160 Jahre vergangen. Die Zukunft Fausts ist zur heutigen Gegenwart geworden, deren Errungenschaften Goethe deutlich schon als Resultat der noch mit Krisen und Elend verbundenen Anstrengungen der ersten 150 Jahre der industriellen Revolution vorausgesehen hat.

Faust weiß nämlich, das ist für den Erfolg des ganzen Unternehmens wichtig, daß es sich auf die Mithilfe der Natur und der Naturkräfte verlassen kann. Die Ausbeutung der Arbeiter wird vorübergehend sein. Philemon spricht es bei Betrachtungen des eingedeichten Meeresstreifen deutlich aus:

„Kluger Herren, kühne Knechte Gruben Gräben, dämmten ein, Schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an seiner Statt zu sein.“

Beide – Herr und Knechte – sind zusammen Herren über die Natur. Wegen dieser Herrschaft lohnt sich die Bezahlung der Knechte, und sind schließlich auch die Knechte mit dem Lohn- und zum Teil auch mit der Fronarbeit einverstanden. Beide versprechen sich einen Vorteil. Für diese Unterwerfung der Natur und der Naturkräfte sind allerdings zwei weitere Voraussetzungen außer der Geldschöpfung notwendig, die beide von Goethe im ,Faust' deutlich aufgezeigt werden.

Eigentum als Herrschaft über die Natur

Die erste Voraussetzung ist die Institutionalisierung eines absoluten, vollständigen, dem ökonomischen Willen untergeordneten Eigentumsrechtes. Es geht um den Eigentumsbegriff des „Code Napoléon“. In Art. 544 steht darin: „Das Eigentum ist das unbeschränkte Recht zur Nutzung und Verfügung über die Dinge“. („La propriété est le droit de jour de disposer des chosos de la manière la pleine absolute.“)

Der Code Napoléon wurde in der Folge das Vorbild für alle bürgerlichen Gesetzbücher der ganzen Welt. Dieses neue Eigentumsrecht unterscheide sich fundamental von den ursprünglichen Eigentumskonzepten, die in irgendeiner Form auf der Idee des patrimoniums, das heißt der Pflicht zur Pflege der Natur, aufbauen. Dieses ist abgeleitet vom Wort „Pater“ (= Vater) und weist auf die Vererbung hin: Das Eigentum ist etwas, was man selber ererbt hat, aber auch auf die Kinder weiter vererben soll, das also nicht von der lebenden Generation verbraucht, sondern nur gebraucht werden darf.

Der Ursprung des neuen Eigentumsbegriffs ist demgegenüber der römisch-rechtliche Begriff des „dominiums“, das vom Wert „Dominus“ (= Herr) abgeleitet ist und dem jeweiligen Eigentümer den absoluten Herrschaftsanspruch verbürgt, wie er in Art. 544 des Code Napoléon umrissen wird. Genau diesen Herrschaftsanspruch kündigt Faust an, als er im vierten Akt ultimativ von Mephistopheles fordert:

„Herrschaft gewinn ich, Eigentum“.

Das heißt nicht „Herrschaft und Eigentum“, sondern „Herrschaftseigentum“ im Sinne von „dominium“, absolutes Eigentumsrecht, das Eigentumsrecht also, das die Basis der ganzen Wirtschaftsentwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts geworden ist.

Energie statt Arbeit Schließlich geht es aber auch noch um die technische Grundlage dieser Entwicklung, und in diesem Zusammenhang besonders um die Verwendung von Energie sowohl als Ersatz als auch als Ergänzung der Arbeit. Baucis, die aufmerksam die Entwicklung der neuen Wirtschaft beobachtet, weist eindrücklich auf die Bedeutung der Energie bei der Gewinnung des neuen Meeresstreifens hin:

„Tags umsonst die Knechte lärmten, Hacke und Schaufel, Schlag um Schlag; Wo die Flämmchen mächtig schwärmten, Stand ein Damm am andren Tag … Mehrab flossen Feuergluten, Morgens war es ein Kanal.“

Dieses Bild erinnert an den Brief, den der Herzog Karl August seinem Minister Goethe über seine Reise nach England schrieb. Darin heißt es: „Was die Mechanics betrifft, da ist England das wahre Paradies dieser Wissenschaft. Einige Meilen von Birmingham brachte mich Herr Watt zu Steinkohlen- und zu Eisengruben, bei welchen gleich Usinen, Hammer und Ziehereien befindlich waren. Dort brannten zugleich die Herde von 250, sage zweihundertfünfzig Feuermaschinen, auf der Fläche von einer Quadratstunde, welche alle einer Gewerkschaft gehörten. Und solcher Gewerkschaften waren dorten mehrere, die aneinander grenzten, dargestellt, daß ich nicht zuviel sage, wenn ich vermute, mehr wie tausend solcher Feuerschlünde zu gleicher Zeit rauchen gesehen zu haben.“ Heute steht zwar nicht mehr die Kohleenergie im Vordergrund, sondern das Öl und die Elektrizität. Entscheidend ist aber, daß Goethe schon anfang des 19. Jahrhunderts gesehen hat, daß die Energie in jeder Form Leben und Wirtschaft vollständig verändern wird.

Mit den neuen technologischen Errungenschaften sind aber auch „natürliche Risiken“ verbunden. Mephistopheles droht:

„Die Elemente sind mit uns verbunden, und auf Vernichtung läuft's hinaus.“

Der Weitblick Goethes

Was Goethe im Faust-Drama entwickelt, läßt sich erst heute ermessen. Er zeigt nicht nur die Bedeutung des auf Vermehrung von Geldwerten ausgerichteten Unternehmertums (Faust) auf, das die ursprüngliche Wirtschaftsweise (Philemon und Baucis) endgültig verdrängt, sondern sieht auch, daß der wirtschaftliche Fortschritt die soziale Frage zur Folge haben wird (Gegenüberstellung von Herr und Knecht). Vor allem aber macht er deutlich, daß dies nur eine vorübergehende Phase der Entwicklung ist, weil der ökonomische Erfolg letztlich auf der Inbesitznahme der Natur und ihrer Ausbeutung, das heißt der Umwandlung der Naturwerte in Geldwerte beruht. Die soziale Frage verliert an Schärfe (freies Volk auf freiem Grund), aber die ökologischen Risiken (die Elemente des Mephistopheles) werden ständig zunehmen.

Binswanger, Hans Christoph Geld und Magie Eine ökonomische Deutung des Faust März 2005 220 Seiten, Paperback Murmann Verlag 19.90 EUR

ISBN: 3938017252