Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

„Is radical Islam normative Islam?“

Zufällig finde ich heute im Internet eine Kolumne von Michael Brown (townhall.com). Der Autor reflektiert den feigen Anschlag der religiös aufgeladenen Psychopathen in London. Was mein eigentliches Interesse geweckt hat, ist der Titel seines Beitrages: „Is radical Islam normative Islam?”

Der Artikel präsentiert eine Art Blaupause, einen strategischen Ansatz der Islamkritik. Seine These ist, dass der „gute“ Islam das islamische Recht relativiert, weil der „böse“ Islam (angeblich) islamisches Recht aktiviert. Der sehr gute Muslim ist also derjenige, der am Besten gar nicht praktiziert und der sehr böse Muslime derjenige, der die Machete auspackt. Inspiriert ist der Kommentator und seine Dialektik offensichtlich von der weltweit empfangenen „Live-Schaltung“ des Schlächters von London, der mit Hackebeil in der Hand seine perfiden „Rechtsgutachten“ abgibt.

Natürlich ignoriert der Ansatz, dass die komplette Gelehrsamkeit des Islam darauf pocht, dass privatisierte Kriegsführung grundsätzlich undenkbar ist, dass es einen „islamischen“ Terrorismus per Definition nicht geben kann. Selbstredend sind Selbstmordattentate – unabhängig vom Ort – verboten und gelten als Ausdruck eines verstörenden Nihilismus.

Die Empfehlung an die Muslime, ihren „normativen Anspruch“ aufzugeben, ist also einigermaßen absurd. Davon betroffen wäre auch die Aufgabe des islamischen Wirtschaftsrechts; die Norm, die der Rechtlosigkeit des modernen Bankensystems Einhalt gebieten kann und in dem der Grund alternativen Wirtschaftens geborgen liegt.

Das Attentat in London ist widerlich. Dennoch: Das Problem Europas ist nicht die Religion, es ist der Nihilismus. Das Problem der Religion ist die Infiltrierung religiösen Denkens mit dem Nihilismus. Der Zustand des Nihilismus – man fürchte um unsere Jugend – ist das Gefühl der Ohnmacht und der Langeweile. Der Ausdruck dieses Zustandes ist die Gewalt.

Nicht nur Muslime im Westen haben diesbezüglich Kummer. In der „ZEIT“ lese ich ein Zitat des Dalai Lamas: „Eigentlich ist das Töten von Menschen im Namen unserer Religion undenkbar. Aber jetzt lassen sich sogar Buddhisten dazu verleiten.“