Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Mali und die Räuber

Es ist der Beginn einer literarischen Karriere. Schiller schreibt die „Räuber“ und kehrt dabei geläufige moralische Bilder um. Die Guten sind auch böse, die Bösen auch gut. Die Lehre aus dem Meisterwerk, dass ein Skandal auslöst, fällt mit dem Beginn einer neuen Epoche zusammen. In jedem Moment offenbart sich eine neue Wirklichkeit, die man immer neu und mit höheren Maßstäben beurteilen muss, fixe Ideologie und feste Parteiungen trüben dagegen den Blick.

Seit 1961 hat Frankreich dutzende Male in Afrika interveniert. Dabei ging es um den Schutz dubioser Diktatoren, um Rohstoffe, um imperiale Ziele. Der Kampf in Mali mag man nun der Einfachheit halber ebenfalls in diese Kategorie einordnen, wäre da nicht das Phänomen, dass eine souveräne Position auszeichnet: das Erkennen der Ausnahme.

Die Horden sogenannter „Islamisten“ in der Region sind tatsächlich nicht nur ein Ärgernis, sondern eine ernste Gefahr. Die ignoranten Zerstörungen in Timbuktu sprachen bereits Bände über den ideologischen Kern der Bewegung. Die kalte Umsetzung von Normen, durch eine Heerschar relativ ungebildeter Raufbolde beschädigt nicht nur das Bild des Islam in der Welt, sondern birgt tatsächlich die Gefahr, dass ein bedrohliches Rückzugsgebiet für Terroristen entsteht. Ein weiterer Alptraum wäre natürlich der anschließende Export des Terrors nach Europa.

Über Jahrhunderte waren islamische Gelehrte nicht nur durch eine umfassende Bildung, sondern auch durch Nachsicht, Vorsicht und Rücksicht gekennzeichnet, charakterlich ausgezeichnet verkörperten sie das Recht – die radikale Umsetzung einer ideologischen Systematik war ihnen so fern, wie die tägliche Reflektion über das tiefere Wesen der Gerechtigkeit ihnen nah war. Die verzweifelten Armen Afrikas sind in dieser Zeit weder das Problem, noch können sie ernsthaft Gegenstand von strafrechtlichen Maßnahmen sein.

Man muss, auch als Muslim, also vorsichtig sein mit einer vorschnellen Verurteilung der Franzosen, wenn auch mit einem wachsamen Auge, dass beurteilt, ob die Militärführung im Umgang mit der muslimischen Zivilbevölkerung die nötige Vernunft walten lässt. Es ist auch kein Nachteil, wenn verantwortliche Kommandeure der Bundeswehr die Lage beobachten. Eine Überlassung der Angelegenheit allein an afrikanische Truppen wäre, wie viele Beispiele aus der Realität Afrikas zeigen, nicht unwahrscheinlich nur eine Einladung zur Barbarei.