Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Mit der Planierraupe

„Chinesische Behörden haben etwa in der Vergangenheit Moscheen, Koranschulen und Imame der Uiguren überprüft und gewissermaßen Säuberungsaktionen durchgeführt.“ ( China-Expertin Gudrun Wacker im SPIEGEL-ONLINE-Interview)

Die Planierraupe war ein Herrschaftsinstrument des Kommunismus und die Planierraupe steht auch für das neue autoritär-kapitalistische Herrschaftsmodell Pekings. „Wer nicht Kashgar gesehen hat, hat Xinjiang verpasst“ heißt es in den bunten Reiseprospekten. In diesen Tagen sehen aber diverse Beobachter vor allem den systematischen Versuch der chinesischen Regierung, das islamisch-architektonische Erbe einer ganzen Region zu zerstören. Das historische Zentrum der Stadt soll gegen den Willen der Bevölkerung einfach abgerissen werden. In Kaschgar, um nur ein Beispiel zu nennen, wird mit Hacken, Schaufeln und Baggern praktisch jeder Stein einer tausend Jahre alten Geschichte abgetragen. Das alte-neue Ziel der modernen „Kapital-Kommunisten“ ist es, die soziale Dimension des Islam zu zerstören.

In das Bild passt auch die brutale Niederschlagung uigurischer Proteste in Urumchi mit mindestens 140 Toten. Die chinesische Regierung bedient sich dabei unverfroren des aktuellen Vokabulars der Terrorismusbekämpfung. Die Islamische Zeitung hat über die leider altbekannte Lage immer wieder berichtet.

Ich kenne seit Jahren den Münchner Aktivisten Abduljelil Karkash, der mit geringen Mitteln, aber mit großem Mut die deutsche Öffentlichkeit über die Vorkommnisse in China informiert. Neben seinen unermüdlichen PR-Aktivitäten gegen den chinesischen Giganten schlägt sich der immer freundlich lächelnde Wahl-Münchner mit einfachen Arbeiten durch. Diese Uiguren, wie ich sie kennen gelernt habe, sind einfache Menschen und keine Extremisten. Ihnen geht es um das nackte Überleben.

Auch in Xinjiang ist Geopolitik Schicksal. Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Kohle, Gold und Uran. Es werden große Vorkommen von Erdöl und Erdgas vermutet. In der Region, die beinahe fünfmal so groß ist wie Deutschland, leben etwa 19,6 Millionen Menschen. Fast die Hälfte sind muslimische Uiguren, mehr als 40 Prozent sind Han-Chinesen, wegen der unnatürlichen „Biopolitik“ Pekings mit zunehmender Tendenz.

Für die Bundesregierung steht nun nach den „politisch korrekten“ Protesten gegen das Regime in Teheran die eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Die Uiguren wissen, dass sie in dieser Auseinandersetzung allein von den USA Hilfe zu erwarten haben. Die Berliner Reaktionen sind, wegen der ökonomischen Bedeutung Chinas, traditionell eher zurückhaltend.