Stimmen die Zahlen, dann sind in den islamischen Verbänden in Deutschland gegenwärtig 389 000 Menschen organisiert. Rechne man die Familienangehِrigen hinzu, betreuten die Verbände knapp 1,5 Millionen Menschen religiِös, kulturell und sozial. So zumindest berichtete das Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland am Sonntag im westfälischen Soest. Diesen Angaben zufolge leben in Deutschland heute 3,2 Millionen Muslime. Die Muslime haben aber vergleichsweise nur geringen gesellschaftlichen Einfluß.
Es bezeichnen sich wohl erheblich mehr Muslime als religiös, sie lehnen die islamischen Verbände aber aus unterschiedlichen Gründen ab. Viele Moscheegemeinden bevorzugen auch dezentrale Konzepte und wollen sich keiner zentralen Instanz unterordnen und ihr islamisches Leben vor Ort organisieren. Zur basisdemokratischen Freiheit dieser Gemeinden gehِrt es dann auch, einen Imam auszuwählen.
Auch der Zusammenschluss in Hamburg von Islamrat und Zentralrat kِönnte – so denken viele Muslime – zu sehr von Funktionären und Verbandspolitikern bestimmt werden. Der Vorwurf: diese Verbände sehen die gesamte islamische Lebenswirklichkeit, die sie vertreten wollen, vorallem unter „Machtgesichtspunkten“. In dem bisherigen „politischen“ Modell fehlt es wohl nicht ganz zufällig an der Balance, an der institutionellen Berücksichtigung der Gelehrten, der Stiftungen und der deutschen Muslime.
Nur teilweise gruppiert sich das islamische Leben um die Moscheen. Bei einer Umfrage im Frühjahr hätten 80 Prozent der Befragten erklärt, der Islam sei ihre «Identität». 28,5 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime besuchen regelmäßig die Moschee und 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen Korankurse.