Zweifellos ist das Sprachvermögen eine der wichtigsten Gaben des Menschen. „Die Sprache spricht“, formulierte Heidegger einmal, was nichts anders heißt, als dass uns unsere Sprache immer offenbart, was ist, wer wir sind und was wir sind, ohne dass wir selbst Schöpfer der Sprache sind. Die Sprache spricht durch uns. Im Islam ist die Offenbarung selbst, das Studieren, Rezitieren, Singen und Wiedergeben ihrer Verse ein Schlüssel zum Verstehen der ganzen Schöpfung.
Die Identität eines Menschen ist also letztendlich in der Sprache geborgen, die er spricht Wer also Deutsch spricht ist nach unserer Auffassung auch ein Deutscher. Er zeigt damit natürlich auch, dass er hier dauerhaft leben und Anteil nehmen will. Daraus folgt, dass die Forderung an Immigranten und vor allem an ihre Kinder, die deutsche Sprache zu erlernen, natürlich absolut legitim ist.
Das Sprachvermögen und der Umstand, dass der Islam keine Kultur ist, beinhalten so die Möglichkeit einer gewissen kulturellen Anpassung und eines authentischen Islam in Deutschland. So haben meine eigenen Kinder nicht nur deutsche Eltern und sind in Freiburg, Weimar und Potsdam geboren, sie sind auch im wahrsten Sinn des Wortes „deutsche“ Muslime. Bis heute wird ihre Existenz und die Existenz der deutschen Muslime überhaupt, insbesondere ihre natürlichen Rechte, von der so genannten Islamkonferenz ignoriert.
Wer die Identität eines Menschen dauerhaft an die Herkunft dieses Menschen koppelt, führt die Idee der Eingliederung von Menschen in das hiesige Gemeinwesen ad absurdum. Nebenbei erwähnt, könnten dann die Kloses, Podolskis und Khediras auch nie für unsere Nationalmannschaft spielen. Die gesamte Menschheitsgeschichte kennt keine Idee einer hermetischen Abriegelung von Kulturkreisen.
Natürlich erkennt man die Gesinnung von Menschen auch an der Sprache, die sie sprechen. So fordert die PVV, die niederländische „Ein-Mann-Partei„ des Geert Wilders, vom niederländischen Innenminister, auch Immigranten der 3. Generation immer noch als „Immigranten“ zu definieren. Das heißt, unabhängig von den Sprachkenntnissen und der Sozialisierung kann man nach dieser irrationalen Sicht nie ein „Niederländer“ werden. Das ist Rassismus pur.
Wilders Gerede gegen den Islam ist die Vorstufe für die physische Verfolgung von Muslimen in Europa. Im schlimmsten Fall könnte diese Rhetorik zu einer organisierten Gewalt gegen Muslime führen. Wir Muslime sollten das Spektakel nicht „sprachlos“ verfolgen.