Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Schröders Gespür

„Wir prüfen einen Anfangsverdacht wegen eines eventuellen Tötungsdelikts“ (Oberstaatsanwalt Heinrich Junker)

Die Unverhältnismäßigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch den sogenannten Krieg gegen den Terror.

Jetzt schütteln sogar NATO-Generäle selbst den Kopf. Auf Anforderung der Bundeswehr hatte die Nato am Freitag zwei Tanklastwagen bombardiert, nachdem die Fahrzeuge von nationalistischen Taliban entführt worden waren. Nach der Darstellung des Bundesverteidigungsministeriums sollte so angeblich ein Selbstmordanschlag auf die deutschen Truppen verhindert werden. Der deutsche Verteidigungsminister verteidigte die „erfolgreiche“ Aktion und bestritt einigermaßen ungerührt zivile Opfer.

Weniger erfolgreich fand die Aktion naturgemäß der Gouverneur der Region, Mohammed Omar. Er sprach von mindestens 72 Opfern, von denen etwa 30 als „Aufständische“ identifiziert worden seien. Dorfbewohner aus der Umgebung sprachen sogar von bis zu 150 Zivilisten, die bei dem Luftangriff getötet worden seien. Ohne das Wort „Krieg“ sind solche brutalen Folgen eines „Stabilisierungseinsatz“ endgültig nicht mehr zu erklären.

Wie auch immer; der Sinn des Einsatzes unserer Soldaten „zwischen religiösen Fanatikern, Drogenexporteuren, Warlords und Rüstungsmaklern“ wird immer fragwürdiger und ist natürlich eine Vorlage für den Wahlkampf. Nur, in dieser existenziellen Frage gibt es – obwohl die Mehrheit der Deutschen den Einsatz ablehnt – leider wenig zu wählen, keine große Opposition und keine klaren Alternativen.

Gerhard Schröder ist ein anderes Kaliber als der kühl wirkende Franz Walther Steinmeier. Der blasse SPD-Kandidat hat Mühe, im Wahlkampf Fahrt aufzunehmen. Im Gegensatz zu Schröder hat er auch kein Gespür, entscheidende Fragen zuzuspitzen und damit die Wähler für die SPD zu mobilisieren. Die wachsende Zahl der Gegner des Afghanistaneinsatzes bleibt so nur die Linke zu wählen. Der Politrentner Schröder spricht dagegen Tacheles: „Wir können da nicht auf ewige Zeit bleiben.“ Dem afghanischen Präsidenten müsse man sagen: „Ihr könnt Euch nicht immer auf andere verlassen. Ihr müsst Euch auf Euch selbst verlassen.“

Inzwischen weiß jeder in Berlin, dass es am Hindukusch nur noch um profane Geopolitik geht und die Horden des internationalen Terrorismus nie auf Afghanistan angewiesen waren. Im Jahre 2015, so zumindest Schröder, müsse „Ende“ sein mit dem internationalen Engagement. „Wir brauchen ein Datum“, verlangt Schröder. Er hat Recht.