Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

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Was tun?

„Eigentlich müsste er das sagen, was Oskar Lafontaine während seiner kurzen Amtszeit als Bundesfinanzminister immer wieder gesagt hat: Die internationalen Spielregeln müssten geändert werden. Man müsste manche Finanzprodukte aus dem Markt nehmen, man müsste den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank reformieren, man müsste in den Industrieländern bestimmte Subventionen kürzen. Das aber kann der deutsche Nationalstaat nicht. Die EU könnte es; aber machen die Briten und die Slowaken mit? Noch besser ginge es bei den größten Wirtschaftsnationen der Welt, den G 8. Aber spielen die Amerikaner mit? Lafontaine ist nach einem halben Jahr zurückgetreten. Wie lange werden die Thesen von Franz Müntefering halten?“ (Peter Glotz, Rheinischer Merkur)

Die Debatte über den Kapitalismus geht weiter. In der taz bringt es der Theologe Hengsbach auf den Punkt: „Kapitalismus ist eine Weltanschauung und eine Religion, die sich nicht nur rational verhandeln lässt. Die Wucht der marktradikalen Propaganda ist wohl nur zu begreifen, wenn man sie auch religiös versteht.“ Allerdings wirken Sozialdemokraten und Christen ratlos, wenn die nationalen Maßnahmen gegen das internationale Kapital konkretisiert werden sollen.

Es fällt sowieso auf, dass die globalen Folgen des Kapitalismus in Deutschland noch immer eher romantisiert werden. Geschweige denn, es wäre jemand bereit „Verantwortung“ zu übernehmen. Außerhalb Europas, im Süden, wird auch die Debatte um die Folgen schonungslos geführt.

Der indische Schriftsteller Amitav Ghosh hat den weltweit «ungebremsten Kapitalismus» kritisiert. Es sei merkwürdig, dass der Fall der Berliner Mauer heute immer noch als Bestätigung für den Sieg dieses «Systems» betrachtet werde, schrieb der Autor («Der Glaspalast») in der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit». «In Wahrheit deuten die weltweiten Erfahrungen der vergangenen 15 Jahre viel eher darauf hin, dass ungebremster Kapitalismus unweigerlich imperiale Kriege und die Expansion von Imperien auslöst.»

Die «nahezu unbestrittene Herrschaft» des Kapitalismus habe nicht eine «Epoche des universellen Friedens» herbeigeführt, sondern genau das Gegenteil, meint Ghosh. «Wir befinden uns in einer Periode außergewöhnlicher Instabilität und Angst, konfrontiert mit der Aussicht auf eine ständige Ausbreitung nur notdürftig getarnter Kolonialkriege. Tatsächlich herrscht heute weniger Einigkeit über die geeigneten Mittel zur Wahrung und Schaffung von Frieden als zur Zeit der Gründung der Vereinten Nationen. Besonders in der angelsächsisch- amerikanischen Welt werden Kapitalismus und Imperium heute wieder als zusammengehörig betrachtet.»